Wir stellen uns eine digitale Plattform für urbane Daten vor. Wohlgemerkt, eine Plattform, die aufgrund ihrer Ganzheitlichkeit so konzipiert ist, dass die Ansprüche aller Akteure einer Stadtgesellschaft bedarfsgerecht erfüllbar sind. Jugendliche informieren sich über die Erlebnisausstattung von Badeorten in ihrer Umgebung. Ein Verwaltungsmitarbeiter bereitet mit Hilfe der Plattform für die Nachmittagssitzung belastete Verkehrsströme im Stadtgebiet vor. Ein IT-Startup greift auf anonymisierte Besucherdaten sämtlicher Einrichtungen zu, um seinen Kunden/innen optimale Besucherzeiten bereitzustellen. Ein gemeinnütziger Verein bereitet, auf Basis derselben Plattform, wichtige Ratsbeschlüsse wie den Haushaltsplan visuell ansprechend auf, um Transparenz und Beteiligung in der Stadtgesellschaft zu fördern.
Für dieses Szenario bedarf es im Hintergrund eines einwandfrei funktionierenden urbanen Datenraums. In einer Studie haben sich drei Fraunhofer Institute (FOKUS, IAIS, IML) mit Fragen rund um einen solchen urbanen Datenraum befasst und ihre Erkenntnisse dokumentiert: Urbane Datenräume – Möglichkeiten von Datenaustausch und Zusammenarbeit im urbanen Raum. Im Folgenden werden Kernaussagen aus der Studie sowie der im Juni 2018 stattgefundenen Diskussionsveranstaltung zur Studie, dargelegt.
1. Idee des urbanen Datenraums
Aus inhaltlicher Sicht enthält der urbane Datenraum alle Daten, „die für den kommunalen Gemeinschafts-, Wirtschafts- und Politikraum relevant sein können. Idealerweise umfasst er – angelehnt an das Smart-City/ Community-Konzept – alle für die Kommunen und ihre Akteure relevanten Daten aus allen Domänen (Energie, Mobilität, Gesundheit etc.), die im analogen wie im digitalen Leben anfallen.“ (S. 12) Aus technischer Sicht fasst dieser Datenraum vier Arten von Daten zusammen: Rohdaten, weiterverarbeitete Daten, Begleitinformationen über die Daten (Metadaten) und abschließend die daraus abgeleiteten Informationen, d.h. die Auswertungsergebnisse aus den vorigen drei Datenbeständen. (ebd.)
Impulsgeber
Als Impulsgeber für den urbanen Datenraum diente der Umstand, dass einerseits in öffentlichen Organisationen, Verwaltungen und (kommunalen) Unternehmen bereits umfassende und kontinuierlich wachsende Datenbestände existieren. Andererseits die gewinnbringende Nutzung dieser Datenbestände oftmals völlig unklar ist, obgleich ihr Potenzial für eine erhöhte Lebensqualität, mehr Interaktion mit der Stadtgesellschaft oder auch neue Geschäftsmodelle, von den meisten Kommunalregierungen erkannt wurde.
Informations- und Kommunikationstechnologen/innen sehen auf eine Kommune als ein System von Subsystemen, deren Datenbestände bisher weitgehend in Datensilos organisiert sind. Entsprechend folgen Bereiche wie Mobilität, Energieversorgung und Kommunikation unterschiedlichen Gesetzlichkeiten im Umgang mit ihren Daten. Der Anspruch eines urbanen Datenraums fußt auf einem systemischen Blick, bei dem kommunalen Bereiche sich in ihrer Datenarbeit aufeinander abstimmen – soweit dies einen Mehrwert bringt.
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