Autor: Dr. Richard Vestner, Senior Director Product Advancement, Bentley Systems
Ausgehend von dem festgestellten Bedarf und den Trends (vgl. Smart City World Expo Barcelona) hat man bei Bentley Systems entschieden, die Angebote für Städte und Campusse zusammenzufassen und zu schärfen. Relevante Produkte werden unter dem Dach von OpenCities gebündelt und integriert. Zudem werden die Vorteile der offenen Plattform von Bentley, der iTwin Plattform, genutzt. Diese erlaubt das Handling mit dem speziellen 2D-, 3D-, 4D-Container und macht es sicher. Dieses sogenannte iModel ist ein zentrales Element der Bentley-Architektur für den Infrastruktur Digitalen Zwilling.
Allgemein formuliert gibt es zwei typische Anwender-Gruppen, die einen urbanen Digitalen Zwilling nachfragen:
Zum einen öffentliche und private Eigentümer und Betreiber von Liegenschaften, Gebäuden, Anlagen und Netzwerken. Diese suchen eine Zusammenfassung von Daten und Informationen oberhalb der Gebäudeeinheit, und zwar über die Zeit, über den Lebenszyklus hinweg, und das möglichst einfach zugänglich für möglichst viele Personen und Rollen in ihrer Organisation. In einem Portal, in dem es einfach zu navigieren ist, ohne technisches Hintergrundwissen über IT-Systeme oder Anwendungen. Man muss also kein BIM-Manager oder GIS-Anwender sein, um sich darin zurecht zu finden. Der Schwellenwert muss niedrig sein, damit möglichst viele Mitarbeiter gerne damit arbeiten und als tägliches Arbeitsmittel nutzen (daher „365“).
Das gilt zum anderen auch für Dienstleister und Unternehmen, die einen Digitalen Zwilling für einen der oben genannten Eigentümer oder Betreiber aufbauen oder sogar unterhalten – als neues Geschäftsmodell sozusagen. Dazu zählen unter anderem Ingenieur- und Architekturbüros, IT- und Systemintegratoren, Bauunternehmen, FM-Dienstleister. Einige Beispiele sind:
- Flughäfen bauen und betreiben riesige Infrastrukturanlagen mit intermodalen Infrastruktur-Anbindungen. Sie erstrecken sich oft über tausende Hektar und investierten mehrere hundert Millionen Euro jährlich vor allem in den Erhalt und die Erweiterung der Flughafeninfrastruktur. Das gleiche gilt für See- und Binnenhäfen oder Logistikzentren.
- Große Messezentren sind typische Campus-Anlagen mit vielen tausend Quadratmeter Ausstellungs-, Büro- und Grünfläche. Hiermit vergleichbar sind Büroparks, Krankenhäuser und Universitäten.
- Öffentliche Sport-, Freizeit- und Grünanlagen und das Grünflächen-Management werden zunehmend zu einer Antwort von Smart Cities gegen den Klimawandel.
- Das private Immobilienmanagement von Unternehmen, die Informationen benötigen zu allen Nutzungsarten, wie Forschung und Entwicklung (F&E), Produktion, Besucherzentrum etc.
- Schließlich die Stadt als Anwender, in deren Verantwortung im Hochbau viele städtische Gebäude in der Objektbetreuung stehen, wo der Ingenieurbau Bauwerke wie Brücken, Tunnel, Unterführungen, U-Bahn-Anlagen plant, baut, unterhält und betreibt und städtische Netzbetreiber von Strom, Wasser, Abwasser, Gas, Fernwärme. Also alle städtischen Abteilungen und Unternehmen die Ver- und Entsorgungsnetze sowie Transport- und Mobilitätsinfrastruktur verantworten.
Die Anwendungsbeispiele sind in beide Richtungen skalierbar: sie gelten für Stadtteile, Gemeinden und Anlagen genauso wie für Landkreise, Regionen und global agierende Unternehmen.
Um die vier wesentlichen Treiber der Nachfrage nach einem urbanen Digitalen Zwilling, nämlich Nachhaltigkeit, Resilienz, ökonomisches Wachstum und Bürgerzufriedenheit, zu befriedigen, muss die Software einige generische Kompetenzen aufweisen. Diese sind für jeden Nutzer im Zusammenhang unverzichtbar und machen den Digitalen Zwilling erst zu einem skalierbaren Werkzeug, der vielfältige Use Cases ermöglicht, nämlich:
- Informationsmanagement,
- Zusammenarbeit und Transparenz,
- Visualisierung und Analyse.
Diese Kernkompetenzen ermöglichen es den Nutzern, für die OpenCities 365 entwickelt wurde, effektiv und effizient zu sein.
Mit Informationsmanagement sind in erster Linie die Vielzahl von unterschiedlichen Datentypen und Quellen gemeint, die oftmals unabhängig voneinander entstanden sind und von verschiedenen Abteilungen gepflegt werden, die zum Teil keinen Austausch miteinander haben und insofern die Auswertung und Visualisierung erschweren oder behindern, insbesondere Überlagerungen oder Korrelationen von unterschiedlichen Quellen. Darum erstellt und nutzt Bentley Systems mit OpenCities 365 eine vernetzte Datenumgebung und synchronisiert unterschiedliche Daten- und Dateiformate im iModel bis hin zu 4D Informationen. Darin entsteht ein lebender, mit dem Projekt und der Organisation wachsender Digitaler Zwilling.
Zusammenarbeit und Transparenz ist für viele Arbeitsabläufe und Prozesse während des Lebenszyklus von Infrastruktur von entscheidender Bedeutung. Daher adressiert Bentley Systems mit seiner Lösung die Aufgabe der Abstimmung bzw. Übereinstimmung von Beteiligten und Stakeholdern in Echtzeit.
Visualisierung und Analyse: Für eine fundierte Entscheidung helfen Daten dabei zu sehen, wie es war, wie es ist und wie es sein wird. Dabei sprechen Bilder bekanntlich mehr als tausend Worte, insbesondere, wenn der Kontext des Bauens erfahrbar gemacht wird wie beispielsweise durch Virtual oder Mixed Reality.