Donnerstag, 10. Oktober 2024
Anzeige

Einladung zum Online-Austausch über intelligentes Wassermanagement am 11. Oktober 2024

Wie kann m. H. digitaler Technologien die Wasserinfrastruktur in Städten effizienter gestaltet werden? Wir diskutieren praxisnahe Anwendungsfälle und Impulsvorträge, wie das smarte Wassermanagement in Frankfurt am Main.

StartDigitale Stadtplanung3D-Simulationen für modernes Hochwasserrisiko-Management

3D-Simulationen für modernes Hochwasserrisiko-Management

Titelbild: © Virtual City Systems GmbH
Autoren: Henry Willem Farr und Stefan Trometer


Hochwasser begleitet uns Menschen seit jeher. Die Begradigung von Flüssen, die stetig vorangetriebene Bodenversiegelung und die Zunahme von Extremwetterereignissen, verbunden mit einer dichten Besiedelung, lassen Hochwasserereignisse jedoch zunehmend extremer ausfallen. Das Gefahrenpotential für unsere gesamte Infrastruktur, für unsere Umwelt und nicht zuletzt für uns Menschen ist dadurch erheblich gestiegen.

Um diesen Gefahren zukünftig besser vorzubeugen, bedarf es eines ganzheitlichen, flussgebietsübergreifenden Hochwasserrisikomanagements. Zahlreiche Richtlinien, Verordnungen und Strategien zum Hochwasserschutz existieren bereits. Doch das Thema Hochwasser ist längst nicht mehr nur Experten vorbehalten, sondern ist mit zunehmender Betroffenheit der Bürger in der Öffentlichkeit angekommen. Der Handlungsdruck zum Hochwasserschutz wächst. Betroffene und interessierte Bürger möchten zum Thema Hochwasser aufgeklärt werden und die Risiken verstehen. Dafür braucht es Werkzeuge, die das möglich machen – den Digitalen Zwilling.

In welcher Form kann ein Digitaler Zwilling zum Hochwasserrisikomanagement beitragen und wem nutzt es?

1. Digitale Modellierung von Hochwasserereignissen

Um ein besseres Verständnis für Hochwasser und Hochwasserrisikomanagement speziell im urbanen Raum zu ermöglichen, entwickelte Virtual City Systems zusammen mit dem niederländischen Unternehmen Nelen & Schuurmans eine neuartige Methodik der detaillierten Hochwasserrisikoanalyse. Erstmals werden hier hydrodynamisch-numerische (HN-) Simulationen mit detaillierten, semantischen 3D-Stadtmodellen kombiniert.

Auf Basis unserer VC Map, einer webbasierten Stadtmodellplattform, auf die der Endanwender über einen Browser direkt zugreifen kann, werden Vorgänge von Hochwasserereignissen in 3D abgebildet.  

Alle zur Verfügung gestellten und aufbereiteten Daten zum Hochwasserrisikomanagement werden in der VC Map bzw. im Digitalen Zwilling zusammengeführt und für die Definition von Hochwasserszenarien bereitgestellt. Dabei lassen sich beispielsweise temporär errichtete Barrieren aus Sandsäcken oder Spundwänden als Maßnahmen des operativen Hochwasserschutzes im Digitalen Zwilling modellieren und bei der Simulation berücksichtigen. Die wichtigste Grundlage hierfür ist das digitale Geländemodell, wie es beispielsweise vom Bundesamt für Kartographie und Geodäsie erhoben und bereitgestellt wird.

Um Überschwemmungen in hoher Qualität zu simulieren, wird der Datensatz so bearbeitet, dass Hindernisse, wie z. B. der Grundriss von Gebäuden, Brücken und Durchlässen, aber auch das Flussbett selbst in das Geländemodell einbezogen werden.

Weitere wichtige Datensätze sind die Landnutzung und der Bodentyp. Diese Informationen werden in Kombination mit Daten von Straßen und Gebäuden verwendet, um die Infiltrationsrate und die Reibungsrate abzuleiten.

2. Historische oder prognostizierte Läufe des Hochwassermodells

Zur Simulation von Überschwemmungen werden die zuvor genannten Datensätze in die 3Di-Plattform hochgeladen. Diese Simulationsplattform berechnet, wie das Wasser fließt, und löst die vollständigen Saint-Venant-Gleichungen mit Erhaltung der Masse unter Verwendung von Subgrid-, Quadtree- und Cloud-Technologie. Die Niederschlagseingabe kann hierbei über flächigen Regen oder lokalen Regen erfolgen. Nutzer können auch die Niederschlagsvorhersage des Wettermodells ICON D2 des Deutschen Wetterdienstes (DWD) integrieren, um die Auswirkungen bevorstehender Wetterereignisse zu veranschaulichen. Auch die Simulation historischer Ereignisse ist möglich, indem die mit dem Radar beobachteten Niederschlagsdaten von RADOLAN verwendet werden, welche die Validierung des Modells zusätzlich unterstützen.

Vor allem lassen sich aber Starkregenszenarien untersuchen, wie sie vielleicht in der Region, jedoch nicht in jedem Ort aufgetreten sind. Werden diese Ergebnisse in der einfach zugänglichen und selbsterklärenden Webkartenanwendung veröffentlicht, so ermöglicht dies den Rettungskräften und Verantwortlichen vor Ort, sich auf mögliche Szenarien vorzubereiten und im Ernstfall schneller, klarer und zielgerichteter zu reagieren.

Zudem wird eine Grundlage geschaffen, anhand derer genau untersucht werden kann, welche Maßnahmen oder Gestaltungsentscheidungen im öffentlichen Raum dazu beitragen, die Auswirkungen von Hochwasser in Zukunft zu mindern.

Abbildung 1  Interaktive 3D-Webkartenanwendung VC View von Virtual City Systems mit dem 3Di-Plugin zur Live-Simulation von Hochwasserszenarien am Beispiel Landkreis Hof; Bildquelle: Landratsamt Hof

3. Vorteile der Visualisierung im Digitalen Zwilling

Die Simulationsergebnisse für ausgewählte Stadtbereiche können, nachdem sie in die VC Map bzw. den Digitalen Zwilling importiert wurden, im Kontext des 3D-Umfelds fotorealistisch als Wasserstand mit Wellen und Reflexionen visualisiert werden. Zudem lassen sich die berechneten Wasserpegel und Fließgeschwindigkeiten für alle Gebäude und Orte auswerten. Auch animierte Filmsequenzen oder virtuelle Rundflüge sind möglich, um die Strömung und die davon ausgehenden Gefahren noch besser zu vermitteln.

Die 3D-Visualisierung im Digitalen Zwilling von Simulationsergebnissen, wie Wasserspiegellagen, Fließgeschwindigkeiten, Wassertiefen und spezifische Abflüsse, bringt viele Vorteile mit sich. Zum einen können betroffenen und interessierten Bürgern Hochwassergefahren anschaulich und verständlich vermittelt und damit einhergehend das Risikobewusstsein gesteigert werden. Zum anderen wird mit dem Digitalen Zwilling und der Visualisierung von Hochwasserszenarien eine bessere Basis zur Information von Entscheidungsträgern geschaffen.

Über die reine Visualisierung hinaus ist es zudem auch möglich, konkrete Hochwasserschäden zu ermitteln. Die Schadensprognosen für ein Hochwasserszenario können für einzelne Gebäude oder sogar für einen ganzen Stadtteil erstellt werden. Dafür wird der Schaden in Abhängigkeit von der Gebäudegrundfläche sowie von der lokalen Wassertiefe kalkuliert. Durch eine detaillierte Attributierung von Gebäuden, z. B. durch Angabe der Personenzahl und der Art der Gebäudenutzung, lassen sich zukünftig auch Evakuierungsmaßnahmen zu bestimmten Hochwasserszenarien besser planen und einschätzen.

Die Koppelung von Digitalen Zwillingen mit hydro-numerischen Simulationen trägt zu einer Weiterentwicklung des modernen Hochwasserrisikomanagements bei. Das beinhaltet eine Risikominimierung für unsere gesamte Infrastruktur, für unsere Umwelt und für uns Menschen. Mit einer realitätsnahen und zweckorientierten 3D-Visualisierung der zentralen Simulationsergebnisse im Digitalen Zwilling kann der Hochwasserschutz nun auch für die Öffentlichkeit verständlich vermittelt werden.

Abbildung 2: Photorealistische Darstellung des Hochwasserszenarios mit Wellen und Reflexionen im Digitalen Zwilling; Bildquelle: Virtual City Systems GmbH

4. Ihr Ansprechpartner für Fragen

Dr.-Ing. Stefan Trometer ist Managing Director beim Softwareentwickler Virtual City Systems und steht Ihnen gerne für Fragen rundum Hochwassersimulationen zur Verfügung.

Kontaktieren Sie ihn gerne per E-Mail.

Über Urban Digital

Dieses Portal informiert über Themen, Akteure, Projekte und Strategien rundum die digitale Stadt. Unsere Vision ist es, die Triebkraft der Digitalisierung in die Bahnen einer erstrebenswerten Stadtentwicklung zu lenken.

Dazu forcieren wir den inhaltlichen Austausch über die digitale Stadt zwischen Akteuren aus Forschung, Wirtschaft, öffentlicher Verwaltung und Zivilgesellschaft.

Artikel

virtualcitysystems GmbH
virtualcitysystems GmbH
Virtual City Systems bietet innovative Lösungen für das Verwalten, Verteilen und Nutzen von digitalen 3D-Stadtmodellen. Das Unternehmen unterstützt Städte und Regionen dabei, Digitale Zwillinge erfolgreich aufzubauen, einzusetzen und für die Gestaltung von Lebensräumen nutzbar zu machen.

Bei Virtual City Systems ist man davon überzeugt, dass 3D-Geoinformationen und darauf aufbauende Digitale Zwillinge eine wesentliche Grundlage bilden, um die komplexen Herausforderungen unserer urbanen Realität zu verstehen, zu gestalten und zu lösen. Mehr erfahren...

urban link

Sie haben für diesen Artikel eine konkrete Rückfrage oder möchten nicht, dass „das Rad neu erfunden wird“?

Vernetzen Sie sich kostenfrei, in dem Sie dem Autor dieses Artikels eine Nachricht schreiben.

Extern_Urban Link / Allgemeine Anfrage

Vernetzen Sie sich!

urban link

Sie haben für diesen Inhalt eine konkrete Rückfrage oder möchten nicht, dass „das Rad neu erfunden wird“?

Vernetzen Sie sich kostenfrei, indem Sie diesem Expert:in eine Nachricht schreiben.

Extern_Urban Link / Allgemeine Anfrage
virtualcitysystems GmbH
virtualcitysystems GmbH
Virtual City Systems bietet innovative Lösungen für das Verwalten, Verteilen und Nutzen von digitalen 3D-Stadtmodellen. Das Unternehmen unterstützt Städte und Regionen dabei, Digitale Zwillinge erfolgreich aufzubauen, einzusetzen und für die Gestaltung von Lebensräumen nutzbar zu machen.

Bei Virtual City Systems ist man davon überzeugt, dass 3D-Geoinformationen und darauf aufbauende Digitale Zwillinge eine wesentliche Grundlage bilden, um die komplexen Herausforderungen unserer urbanen Realität zu verstehen, zu gestalten und zu lösen. Mehr erfahren...

Beliebte Inhalte

Der Digitale Zwilling München in der Anwendung

Im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe "Digitale Stadtplanung und Beteiligung" hat Markus Mohl (GeodatenService München) den Stellenwert des digitalen Zwillings als Basis für die Beteiligungsprozesse in der Münchener Stadt- und Verkehrsplanung vorgestellt.

Datensilos adé. Neue Mehrwertdienste durch Datenplattformen am Beispiel Smart Parking und...

Anzeige | Im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe "Smart City-Lösungen im Gespräch" hat Alexander Süssemilch (EDAG Group) in einem interaktiven Vortrag vorgestellt, wie mittels Datenplattformen neue Mehrwertdienste geschaffen sowie Datensilos aufgebrochen werden können.

Die Smart Village App – Wie eine Open Source-Anwendung den digitalen...

Anzeige | Im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe "Smart City, aber mit Strategie" hat Philipp Wilimzig (Smart Village Solutions) in einem interaktiven Vortrag vorgestellt, wie eine Open Source-Anwendung den digitalen Wandel in Gemeinden und Kommunen voranbringen kann.

Newsletter