Urban Menus ist ein Software- und Trainingsprogramm für partizipative und wirkungsorientierte Stadt- / Gemeindeplanung. Um den neuen Campus der Wirtschaftsuniversität Wien zu konzipieren und zu realisieren, trat ich in insgesamt acht Rollen auf. In einer Rückschau auf das Projekt wurde mir klar, dass die wichtigste Rolle für seine Erfolgsgeschichte wohl die der Vernetzerin war. Bis jetzt bin ich davon überzeugt, dass nur mit den richtigen Allianzen die Konsensfindung erreicht werden kann, die für das Vollbringen urbaner Wunder notwendig ist. Gemeinschaftliche Arbeitsprozesse sind im Raumplanungsbereich gang und gäbe und ich wünsche mir, dass sie künftig für die gesamte Branche leichter zu meistern sind – und das auch mehr im Austausch mit der StakeholderInnen-Gruppe der BürgerInnen im weitesten Sinne.
1. Visionen der Stadtplanung entwickeln
Aus diesem Wunsch heraus entstanden die Urban Menus, ein 3D-Instrument, mit dem verschiedene StakeholderInnen partizipativ stadtplanerische Visionen entwickeln und analysieren können – und zwar in der kritischen Phase der Vorplanung, wo es erst einmal darum geht, teils auch divergierende Erfordernisse potentieller RaumnutzerInnen zu vereinen und von allen unterschriebene Grundlagen für die spätere Detailplanung zu schaffen.

Das Tool stellt mittels 3D-Virtual Reality rasch an die jeweiligen Bedürfnisse anpassbare Zukunftsbilder dar, erlaubt, sie zu durchwandern und wertet Effekte hinsichtlich Ressourcen bzw. Ökologie, Gesellschaft und Urbanität sowie auch Wirtschaftlichkeit aus. Jedes selbstkonfigurierte Szenario kann zusätzlich auf internationaler Ebene unter Bezugnahme auf die Sustainable Development Goals (SDGs) der UN ausgewertet werden, was noch mehr gesamtheitliche Sicherheiten für die Projektentwicklung gewährleistet.
Dabei helfen smarte Prozesse mit dem Web-Tool Urban Menus, das Zukunftsbilder in 3D schnell darstellen und durchwandern lässt – egal ob Dorfplatz, Innenstadtquartier oder Erweiterungsgebiet international. Mit Urban Menus können FachspezialistInnen ebenso wie zukünftige NutzerInnen partizipativ einbezogen und Effekte in punkto Ökologie, Urbanität und Dichte ausgewertet werden. Bevor real investiert wird, werden Risiken, Herausforderungen und Chancen erkannt. Dadurch ist es auch möglich, einen Konsens zwischen allen an der Planung und dem Bau Beteiligten und den zukünftigen NutzerInnen zu finden.
Urban Menus existiert in zwei unterschiedlichen Versionen.
- Web-basiertes Tool „Demo“: hier sind prototypische urbane Träume hinterlegt, ohne konkreten Ortsbezug; damit kann Interesse und Verständnis für den Kontext und die Anwendung erzeugt werden; diese Version ist (mit funktionalen Beschränkungen z.B. weniger Auswertungen) frei zugänglich
- Dienstleistungs-Version des Tools: wird nur von Urban Menus selbst in Projekten bzw. Workshops eingesetzt (dazu wird das Tool in verschiedenem Detailgrad für den jeweiligen Anwendungsfall lokalisiert)
Die Anwendung von Urban Menus geschieht im Einklang mit Visions-Entwicklungs-Workshops, tool-unterstützt, um durch Think Tank Meetings eine nachhaltige Entscheidungsfindung zu fördern. In Training-Werkstätten wird die Entscheidungsfindung optimiert, in dem der Perspektivenwechsel von Anfang an und nicht erst im Prozess forciert wird. Nur so gelingt ein optimaler Einsatz von Ressourcen.
2. Mehrwert für Planungsprozesse
Digitale Planungswerkzeuge eröffnen neue Potenziale in Planungsprozessen. Im Fall von Urban Menus gewinnen die Beteiligten konkret eine Qualitativ-partizipative Entscheidungsunterstützung. Jede/r Beteiligte/r kann eigene Varianten sehen und Unterschiede zu jenen von anderen erkennen und auf Augenhöhe diskutieren. Multiperspektivische Betrachtungen sind ein Mehrwert.
Durch die Fakten- und konsensbasierte Zukunftsplanung lassen sich Projekte intelligent optimieren. Zusammenhänge können besser erkannt werden, Visionen gemeinsam identifiziert, Konflikte gelöst bzw. vor der Umsetzung vermieden werden. Als Resultat folgt die beste Kosten/Nutzen Rechnung für die Stakeholdergruppe.
Die Wirkungsorientierte Analyse des Tools ermöglicht eine holistische Betrachtung der Effekte. Jedes Szenario wird nach 100ten Parametern beleuchtet und in der SDG-Bilanz ausgewertet: Glück, Sicherheit, Innovation, Wirtschaftlichkeit, Kreisläufe – ein Raum funktioniert für alle, wenn das alles in Balance gebracht wird.

Nachfolgend sind einige Screenshots aus der Anwendung Urban Menus zu sehen, die einer holistischen Betrachtung eines Stadtraums unter unterschiedlichen Gesichtspunkten entsprungen sind.
3. Anwendungsbeispiele
Um der Problematik nachzugehen, warum zeitgenössische Stadterweiterungsprojekte oft frustrierend sind, haben wir uns einige Fragen gestellt und mit der Anwendung von Urban Menus neue Aspekte aufgeworfen. Hauptinteressen bekommen einen Mehrwert, wenn sie Nebeninteressen mitberücksichtigen.
Wie kann man mit dominanten Hauptinteressen umgehen?
Jedes Interesse ist legitim und im Zuge der Analyse der Motivationsgründe entstanden Diskussionen, die in der Balance des Dialoges immer einen Kollateralbenefiz gesucht haben. Was bedeutet das? Na ja, Urban Menus soll ja ermöglichen, dass durch die richtige Dosierung anderer Interessen das Hauptinteresse eines Vorhabens einen Mehrwert bekommen soll, den es allein nie erhalten hätte.
Stadt als Geschäft ausgehend von einer Verkehrsberuhigung
Dieses Anwendungsbeispiel hilft zu verstehen, welche Synergien sich durch die jeweiligen Planungsalternativen ergeben können.
Welchen Beitrag können Wirtschaftstreibende in einen Veränderungsprozess einbringen?
Ausgehend von dem Unmut, was die Monokultur der reinen Schlafstädte bedeutet fing ein Prozess an, der eine Veränderung bringen sollte. Wohnen & Arbeiten & Infrastruktur schienen uns den richtigen Weg ankurbeln zu können. Um die Produktion in der Verdichtung der zersiedelten Peripherie anzulocken, wurden verschiedene Zukunftsszenarien untersucht, die von der intensiven Biopharmaindustrie über den Ökotourismus einer alternativen Agrarinitiative bis zum regionalen Markt der organischen Landwirtschaft reichten. Grauschattierungen der Fusion zwischen Dichte, Urbanität und Ökologie haben geholfen, die vielen Möglichkeiten, die Allianzen ergeben könnten, zu veranschaulichen. Alle Mitwirkende konnten sich proaktiv einbringen und den eigenen Platz für die weitere Entwicklung einnehmen.
Smartes Neuland mit hoher Lebensqualität mittels Verdichtung
Das zweite Anwendungsbeispiel illustriert unterschiedliche Planvorstellungen für ein Stadterweiterungsgebiet.
Wie kann es Spaß machen, so viel Zeit in Konsensfindung zu verlieren?
Ein Business Center gegen ein Kulturzentrum oder eine Wohnanlage mit Schule oder sogar Aquakulturen mit Biotop und Gastronomieflächen sollen das neue Subzentrum des Stadterweiterungsgebietes bilden. Da man aber keinen Beitrag verlieren möchte, weil alle für die Urbanisierung gebraucht werden, musste man die Zukunftsszenarien inklusive Einzel-Impacts und Wechselwirkungen untersuchen, um essenzielle Träger der Entwicklung zu definieren. Auch in relativ kurzer Zeit konnte eine durch die Realität des Planungs-Kontexts zusammengewürfelte Gruppe Konsens finden und es kristallisierte sich heraus, wer sinnvoll die Verantwortung hinsichtlich Hauptinteresses des neuen „Stadtpols“ übernehmen soll.
Als zusammenfassenden Nenner gäbe es festzuhalten, das einzige, was für alle wichtig war und ist, kann man mit ein paar Worten definieren: Standortbranding für ein besseres Leben unserer Kinder steht für alle außer Diskussion.
4. Akteure der Stadtentwicklung berichten
Thomas Madreiter – Planungsdirektor der Stadt Wien
„Als Wiener Planungsdirektor einer stark wachsenden Stadt, der auch für die Smart City Strategie verantwortlich ist, sehe ich in dem innovativen Tool „Urban Menus“ einen vielversprechenden Ansatz. Erfolgreiche Stadtentwicklung ist ein zunehmend komplexerer Prozess, der die Einbeziehung einer immer breiter werdenden AkteurInnen-Landschaft erfordert und in die vielfältigen fachlichen Zusammenhänge und Interdependenzen zu erfassen und zu verhandeln sind.“
Albert Kisling – Stadtrat Krems Entwicklung Sportmeile Krems
„Die Entwicklung des Leitbildes für die Sport- und Freizeitmeile Krems, war eine sehr komplexe und schwierige Aufgabenstellung. (…) Ich bin überzeugt, dass der Grundstein dieses erfolgreichen Projektes, neben Ihrer hohen Kompetenz, in der Verwendung Ihres Tools „Urban Menus“ gelegen ist.“
Karin Schwarz-Viechtbauer – Österreichisches Institut Schul- & Sportstättenbau
„Ich durfte das Planungs- und Beteiligungsinstrument der Urban Menus im Rahmen der Arbeit an einem Masterplan für die Sport- und Freizeitmeile in Krems an der Donau kennen- und schätzen lernen. Die Urban Menus machen räumliche und bauliche Visionen sicht- und erlebbar und somit auch für einen großen Kreis an Nicht-Experten zugänglich. Die Urban Menus sind ein wertvolles Tool, nicht nur für 3D-Zukunftsplanungen, sondern auch für einen positiven und konstruktiven Arbeits- und Diskussionsprozess.“
Andreas Gnesda – Gnesda Real Estate & Consulting GmbH
„Noch nie war der Wandel so stark, Änderungen im Lebensraum und in unserer Arbeitswelt stehen bevor, die wir uns überhaupt noch nicht vorstellen können. Die Stadt der Zukunft als Lebens- und Arbeitsraum virtuell erlebbar zu machen, ist ein großartiges Mittel, sich mit der Zukunft interaktiv auseinanderzusetzen, Diskussion anzustoßen, Orientierung zu geben und Kreativität und Innovation zu entfachen. „Die Zukunft soll man nicht nur voraussehen können, sondern möglich machen“ nach Saint-Exupéry, Urban Menu wird Anstoß dazu geben.“
Was denken Sie über Urban Menus?
Ich freue mich darauf mit Ihnen ins Gespräch zu kommen. Kontaktieren Sie mich gerne per E-Mail, Ihre Laura Patricia Spinadel.
