Flächendeckende Glasfasernetze und Lösungen für den mobilen Datenverkehr sind die Basis für die Entwicklung von Smart Cities. Deutschland hat hier noch einen erheblichen Nachholbedarf. Stadtwerke können sich mit dem Glasfaserausbau im Rahmen einer digitalen Daseinsvorsorge mit lukrativen Geschäftsmodellen neu positionieren. So werden sie Treiber der digitalen Transformation und ein wichtiger Player bei der Entwicklung von Smart-City-Strategien. Für diese Aktivitäten stehen auch Fördermittel bereit.
Die Verbreitung internetfähiger Endgeräte treibt die Nutzung digitaler Dienste rapide voran. Der Bedarf an hohen Bandbreiten steigt exponentiell so stark, dass er mittelfristig alleine durch Glasfasernetze gedeckt werden kann. Trotz dieses großen Handlungsbedarfs ist die Verfügbarkeit von Glasfaseranschlüssen in Deutschland im internationalen Vergleich bisher nur sehr schwach ausgeprägt. Das ist ein großes ökonomisches Manko mit Blick auf die Industrie 4.0, Ansprüche der Bürgerinnen und Bürger sowie die „Digitale Daseinsvorsorge“, eine flächendeckende, stabile Versorgung mit Glasfasernetzen und mobilen Lösungen für den schnellen Datentransfer.
1. Backbone für Smart City gefragt
Zudem besteht damit ein massives Hindernis bei der Entwicklung von Smart Cities. Denn es fehlt die notwendige Infrastruktur zur umfassenden Digitalisierung aller wesentlichen Bereiche – von der grünen Energieversorgung über die Elektromobilität und intelligente Verkehrssteuerung bis hin zu Gebäude- und Sicherheitstechnologien sowie digitalen Lösungen für die Bildung, Gesundheitsversorgung und elektronische Verwaltung.
Deutschlandweit waren im Dezember 2018 laut OECD 3,2 Prozent aller Breitbandanschlüsse mit einem Glasfaserkabel verbunden. Gegenwärtig sind es immer noch unter 10%. Dabei gilt der Glasfasermarkt für die Zukunft als sehr rentabel. Jedoch stellen die hohen Investitionen besonders in den erforderlichen Tiefbau eine erhebliche Markteintrittsbarriere dar. Der erforderliche Ausbau von Glasfasernetzen durch private Unternehmen führt bisher in der Regel dazu, dass nicht die gesamte Stadt versorgt wird, sondern nur rentable Gebiete. Dabei ist nicht selten auch die Qualität des Tiefbaus ein Problem. Wenn lokale Stadtwerke den Ausbau in die Hand nehmen – mit bewährten, zuverlässigen Tiefbaumethoden, dann ist das für die Kommune ein sicherer Weg für eine umfassende Glasfaserversorgung. Parallel entsteht für Stadtwerke die Chance, neue Geschäftsmodelle zu etablieren.
2. Neue Geschäftsmodelle für Stadtwerke mit Glasfaserausbau
Die Wirtschaftlichkeit der bestehenden Geschäftsmodelle vieler deutscher Stadtwerke ist heute rückläufig. Kommunale Versorger sind bereits intensiv auf der Suche nach neuen ertragreichen (digitalen) Geschäftsmodellen, um auch künftig die Finanzierung der Daseinsvorsorge ihrer Kommunen sicherstellen zu können. Der Glasfaserausbau als neues lukratives Geschäftsmodell bietet für viele Stadtwerke die Chance der erfolgreichen strategischen Neupositionierung im Rahmen der digitalen Transformation. Sie können sich durch das Erarbeiten einer individuellen Strategie als kommunaler Vorreiter im neuen Geschäftsfeld „Digitale Daseinsvorsorge“ positionieren. Das bringt ihnen nicht nur dieses eine ertragreiche Geschäft, sondern eröffnet auch den direkten Zugang zu weiteren digitalen Geschäftsmodellen, zum Beispiel „Intelligente Gebäude“, „Mobilität“ oder „Plattform-Geschäfte“, die künftig auf Basis der neuen digitalen Infrastruktur stattfinden werden.
3. Lukrative Investitionsrenditen bei Glasfaserprojekten
Das Investitionsvolumen für den vollständigen Netzausbau einer Stadt ist in der Regel sehr hoch. Doch mit einer effizienten Planung können Stadtwerke eine ausschließlich kommunale Finanzierung sehr gut leisten. Die Ausbauzeiträume etwa liegen aufgrund der umfangreichen Tiefbauarbeiten meist bei mindestens 10 Jahren, sodass sich das gesamte Investitionsvolumen zeitlich verteilen lässt. Denn der Ausbau findet in der Regel sukzessive statt, wobei die attraktivsten Stadtgebiete (Cluster) vorrangig versorgt werden. Erste Rückflüsse aus einem soliden Geschäftsmodell sind so bereits ab dem zweiten Jahr der Investitionen zu erwarten (siehe Grafik).

Die mit dem Ausbau und der Finanzierung einhergehenden Risiken sind beim Erarbeiten eines individuellen Geschäftsmodells detailliert zu beschreiben und durch eine richtige Vorgehensweise bei der Umsetzung gut begrenzbar. Förderprogramme für den Breitbandausbau existieren auch. Aber Kommunen haben bei der Inanspruchnahme von Fördermitteln nicht die volle Entscheidungsfreiheit über ein für sie optimales Geschäftsmodell. Der Ausbau ist zudem durch die Förderbedingungen nicht selten mit höheren Investitionen verbunden als tatsächlich notwendig. Dennoch ist diese Option immer zu prüfen.
Die typischen individuellen Planungen verschiedener Stadtwerke zeigen Rücklaufzeiten für Investition in einen vollständigen Glasfaserausbau von zirka 15 bis 20 Jahren sowie eine positive Investitionsrendite. Solche Glasfaserprojekte sind in der Regel wirtschaftlich sehr vorteilhaft – ob nun kommunal selbstständig oder mit Fördermitteln finanziert. Mit solchen lukrativen Projekten positionieren sich Stadtwerke nicht nur als Treiber einer sicheren digitalen Daseinsvorsorge für ihre Kommunen, sondern besorgen auch die digitale Infrastruktur für die Entwicklung von Smart Cities. Sie können sich in dieser Rolle gemeinsam mit Verantwortlichen der Kommunen sowie lokalen Akteuren und Unternehmen aktiv an der Konzeption von Digitalisierungsstrategien für die Entwicklung von Smart Cities beteiligen. Integrierte Strategien werden auch von der Bundesregierung gefördert.
4. „Smart Cities made in Germany“
Die Studie „Digitales Deutschland“ 2019 zeigt den weiterhin großen Handlungsbedarf einer Entwicklung von Digitalisierungsstrategien in Deutschland. Die Kommunen brauchen für den Aufbau von Smart Cities sowohl das Know-how als auch diefinanziellen Mittel. Dafür bieten sich neben den eigenen Investitionen auch Fördermittel des Bundes an. Das Bundesministerium des Innern für Bau und Heimat (BMI) fördert gemeinsam mit der KfW Bankengruppe im Rahmen des Programms „Smart Cities made in Germany“ 50 Modellprojekte mit rund 750 Millionen Euro. Förderfähig sind für 24 Monate erste Investitionen in integrierte Smart-City-Strategien und deren Umsetzung sowie Personal- und Sachkosten.
Das Beantragen der Fördermittel ist ein sehr wettbewerbsintensiver Prozess. Die Antragsteller müssen exakt beschreiben können, wie sie die Gelder zur Entwicklung „beispielhafter Lösungen für zentrale Herausforderungen des technologischen Wandels“ einsetzen. Dabei sind hohe Anforderungen an digitale Transformationsprozesse zu erfüllen, wie sie beispielsweise die Smart-City-Charta des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) vom Mai 2017 beschreibt. – Es ist von Fall zu Fall zu prüfen, inwieweit eine Integration von Fördermitteln in eine Investitionsplanung sinnvoll ist und der Aufwand des Beantragens sich lohnen würde.
Moderne Unternehmen mit Kurs auf Industrie 4.0 oder der Wandel von Städten zu Smart Cities – die Entwicklung fordert eine flächendeckende Versorgung mit Glasfasernetzen. Deren Ausbau bietet Stadtwerken und Netzbetreibern die Möglichkeit, mit individuellen Geschäftsmodellen langfristig hohe Erträge zu erzielen. Die Zeit drängt: Kommunen, insbesondere mittelgroße Städte, befinden sich zunehmend in einem Wettbewerb um Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen. Denn die „Digitale Daseinsvorsorge“, der Aufbau und reibungslose Betrieb einer digitalen Infrastruktur und die Entwicklung zu Smart Cities sind als Erfolgs- und Wachstumsfaktoren für einen Standort entscheidend. Stadtwerke sollten dabei eine Schlüsselrolle einnehmen.