Sonntag, 25. Mai 2025
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Einladung zum Webinar „Digitale Stadtplanung und Beteiligung“ am 13. Juni

Hiermit laden wir Sie herzlich zur interkommunalen Austauschrunde über digitales Stadtplanung und Beteiligung ein.

StartDigitale StadtDigitalisierung als Katalysator - Wie ländliche Innenstädte zukunftsfähig und lebendig bleiben

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Digitalisierung als Katalysator – Wie ländliche Innenstädte zukunftsfähig und lebendig bleiben

Titelbild: „Futuristic Data Overlay on Rolling Green Hills and Village“ von Alex – Adobe Stock / Mit KI generiert
Autoren: Melz-Dürnagel, Christine


Der Ausdruck „in die Stadt gehen“ umfasst eine Vielzahl von Aktivitäten, die nicht nur mit Einkaufstätigkeiten oder der Erledigung von Besorgungen assoziiert sind. Vielmehr steht er für einen zentralen Lebensraum, der Versorgung, soziale Interaktion und kulturelle Teilhabe verbindet. Diese Beschreibung veranschaulicht die Verbindung zu einem zentralen Lebensraum, der von Vielfalt, Dynamik und Möglichkeitsräumen geprägt ist.

Doch vielerorts hat das Bild der vitalen Innenstadt Risse bekommen. Neue Perspektiven für innerstädtische Nutzung und Handel sind nötig, damit öffentliche Räume ihre soziale und wirtschaftliche Funktion behalten.¹ Dies betrifft insbesondere Kleinstädte in ländlichen Räumen. Wie wichtig die Stadt als Vielfältigkeitsraum für die Bevölkerung und für die nachhaltige Entwicklung von Lebensräumen ist, zeigt die Vielzahl an Förderprogrammen auf Bundes- und Landesebene.²

Mehr Leben durch digitale Vielfalt: Wie Innenstädte neue Attraktivität gewinnen

Der klassische Einkaufsbummel in der Innenstadt verändert sich – digitale Lösungen machen das Einkaufen heute flexibler und bequemer. Omnichannel-Strategien verbinden den stationären Handel mit der Online-Welt und bieten Kunden mehr Möglichkeiten. So kann man beispielsweise online bestellen und die Ware bequem im Geschäft abholen (Click & Collect) oder im Laden Artikel bestellen, die gerade nicht auf Lager sind (endlose Regale). Auch eine direkte Lieferung aus der nächstgelegenen Filiale (Ship from Store) sorgt für kürzere Wartezeiten.³ Digitale Kundenkarten, flexible Abholmöglichkeiten und eine größere Produktauswahl steigern das Einkaufserlebnis und binden Kunden stärker an den lokalen Handel. So bleibt der stationäre Handel attraktiv und verbindet das Beste aus beiden Welten – die persönliche Beratung im Geschäft und die bequeme Verfügbarkeit des Online-Shoppings. Diese Strategien steigern die Kundenzufriedenheit, stärken den lokalen Handel und machen Innenstädte dadurch wieder attraktiver.

Wer flexibel einkauft – ob online, mobil oder vor Ort – profitiert von mehr Komfort, während Händler:innen ihre Geschäfte als moderne Erlebnisorte positionieren können. Laut dem Smart City Index 2024 von Bitkom wünschen sich Verbraucher:innen digitale Anwendungen im Einzelhandel – ein klarer Beleg, dass es sich nicht um einen kurzfristigen Trend handelt.⁴

Auch leerstehende Flächen lassen sich durch digitale Tools besser nutzen: Pop-up-Stores, Coworking-Spaces oder hybride Konzepte, die Einzelhandel, Gastronomie und kulturelle Angebote miteinander verbinden, beleben Innenstädte nachhaltig und schaffen neue Anziehungspunkte.⁵

Die Organisation der Nutzung von Leerstandsflächen kann mithilfe digitaler Buchungssysteme erfolgen wie beispielsweise die Matching-Software LeAn, die im Rahmen des Projektes „Stadtlabore für Deutschland – Leerstand und Ansiedlung“ durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert wurde und nun allen interessierten Kommunen kostenlos als Open Source lizensierter Code zur Verfügung steht.⁶ Die datenschutzkonforme Webanwendung erleichtert nicht nur die Verwaltung von Bestandsflächen, sondern bietet auch eine transparente Übersicht über Leerstände und Immobilienbesatz. Ergänzt wird sie durch ein Dashboard mit relevanten Standortdaten, dass die gezielte Ansiedlungssteuerung und den Dialog mit der Immobilienwirtschaft unterstützt.⁷

Mit Daten die Innenstadt von morgen gestalten

Um Innenstädte lebendig, zukunftsfähig und resilient zu gestalten, sind datenbasierte Entscheidungen fundamental. Fußgängerfrequenzen, Verweildauer und Mobilitätsdaten helfen, Besucherströme zu analysieren und gezielt Maßnahmen zur Belebung zu entwickeln. Einzelhandels- und Leerstandsdaten ermöglichen die frühzeitige Erkennung von Problemzonen und fördern flexible Nutzungskonzepte. Zudem verbessern Umwelt- und Sicherheitsdaten die Aufenthaltsqualität.

Innenstädte müssen sich gegen den Klimawandel wappnen und gleichzeitig neue Aufenthaltsqualitäten schaffen. Grüne Oasen wie Parks und Wasserflächen bieten Raum für Erholung, soziale Begegnungen und eine erhöhte Widerstandsfähigkeit beispielsweise gegen steigende Temperaturen. Auch „kühle Orte“ wie Kirchen lassen sich in nachhaltige Freiflächenkonzepte integrieren. Smarte Bewässerungssysteme sparen Wasser, Sensoren identifizieren Hitzeinseln und KI-gestützte Analysen optimieren Verkehrsflüsse. Eine intelligente Nutzung dieser Daten ermöglicht eine bedarfsgerechte Raumplanung und stärken den Handel sowie das Innenstadtleben.

Grundlage dafür bilden lokale Datenstrategien als Teil übergeordneter integrierter Stadtentwicklungsstrategien, die auf die Bedarfe der Stadtgesellschaft ausgerichtet sind und aktiv zur Gestaltung des digitalen Wandels beitragen können.⁸ Hat eine Kommune erst einmal eine Datenstrategie erstellt, folgt im nächsten Schritt die Entwicklung eines Dashboards, welches zur Datenvisualisierung, Datenorganisation und Datenspeicherung verwendet wird, um nicht nur Daten zu sammeln, sondern diese auch mit sich regelmäßig aktualisierenden Datenquellen zu verknüpfen.

Im Smart-City- und Regions- Bereich bilden Dashboards und Datenplattformen wichtige Werkzeuge, um Zusammenhänge und Korrelationen bei vielfältigen Datenquellen darzustellen. Sie ermöglichen es verschiedene Situationen zu veranschaulichen, eine datenbasierte Entscheidungsgrundlage für die Kommune zu erstellen sowie auch Bürger:innen für städtische Prozesse zu sensibilisieren.⁹

Kleinstädte im Fokus: Die Kleinstadtakademie als Impulsgeberin

Attraktive Innenstädte stärken auch den Tourismus in ländlichen Kleinstädten – mit historischen Märkten, Kulturveranstaltungen und lokaler Gastronomie. Die Digitalisierung bereichert den Aufenthalt im Stadtzentrum durch interaktive Stadtführungen, Augmented Reality und smarte Leitsysteme. Eine gut gestaltete, erlebnisreiche Innenstadt verbindet Tradition mit Innovation und wird so zu einem lebendigen, attraktiven Ort – für Einwohner:innen wie für Gäste.

Wenn es um die Weiterentwicklung attraktiver und lebendiger Innenstädte geht, spielen nicht nur Daten, Plattformen und Technologien wie Sensorik und KI eine Rolle. Auch die Zusammenarbeit relevanter Akteure wie Stadtverwaltung, Politik und Wirtschaftsförderung, Immobilieneigentümer:innen und Investoren, Bürger:innnen und Besucher:innen, Einzelhandel und Gastronomie sowie Stadtmarketing und Handelsverbände ist wichtig. Hier sind der regelmäßige Austausch über Herausforderungen, der Einsatz innovativer und individueller Lösungen sowie die übergeordnete Rolle eines oder einer Citymanager:in entscheidende Erfolgsfaktoren. In Form von Business Improvement Districts (BIDs) werden neue Formen der Zusammenarbeit kooperativ umgesetzt.¹⁰

Die Kleinstadtakademie – initiiert vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) und dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) – ist eine bundesweite Schnittstelle zur Stärkung von Kleinstädten.¹¹ Sie bringt Bürgermeister:innen, Verwaltung, Zivilgesellschaft und Expert:innen zusammen, um gemeinsam Lösungen für die Herausforderungen kleiner Städte zu entwickeln. Im Fokus stehen u.a. Themen wie Innenstadtbelebung, digitale Arbeitswelten oder neue Beteiligungsformate. Durch den Austausch bewährter Konzepte, regelmäßige Analysen und eine enge Zusammenarbeit mit Politik und Wissenschaft unterstützt sie Kleinstädte dabei, zukunftsfähige Strategien zu gestalten. Die Akademie bietet Erfahrungsaustausch, Analysen, Kooperationen und Raum für Vernetzung – unter anderem durch den Kleinstadt Kongress am 25.6/26.6.2025 in Wittenberge. Zudem dient sie als Schaufenster für innovative Projekte, die Vernetzung von Kleinstädten untereinander fördert und bietet mit Veranstaltungen Raum für Begegnung und Wissenstransfer. So trägt die Akademie aktiv zur nachhaltigen Entwicklung und Stärkung kleiner Städte bei.¹²

Die Digitalisierung birgt für Kleinstädte große Chancen, ihre Services für Bürgerinnen und Bürger zugänglicher zu gestalten und ihre Verwaltung effizienter aufzustellen. Doch die richtigen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, ist für kleine Städte mit erheblichen Hürden verbunden. Hier liegen große Synergie-Potenziale, wenn Kleinstädte ihre Ressourcen bündeln, von erfolgreichen Beispielen lernen und sich dieser Herausforderung gemeinsam stellen.


Siw Foge, Geschäftsstellenleiterin der Kleinstadtakademie

Fazit und Ausblick: Digitalisierung als Schlüssel für lebenswerte Innenstädte

Innenstädte im ländlichen Raum sind zentrale Entwicklungsanker – für Wirtschaft, Gemeinschaft und Identität. Damit das auch in Zukunft so ist, braucht es Kooperationen der zentralen Akteure sowie eine Form der Nutzungsoffenheit und Kompetenzen, um sich die Chancen der Digitalisierung zu Nutze zu machen.

„Deshalb geht es auch darum, den Menschen in einer Region zu verdeutlichen, in welcher Weise digitale Instrumente ihr Leben verändern werden, und dass sich der digitale Wandel als örtliche Gemeinschaft gestalten lässt. Zahlreiche Kommunen – speziell in den ländlichen Regionen – bauen hierfür Ankerorte und Anlaufstellen für die smarte Region auf – genannt „Regio-Hubs“, „Stadtlabore“, „Maker-Spaces“, „Innovationsräume“ oder „Dorfbüros““ (Smart City Dialog: 2025).¹³

Viele digitale Möglichkeiten prägen bereits auch Kleinstädte, sei es im Bereich der Mobilität, der Nutzung von Smart City Apps oder wenn es um klimaresiliente Orte in der Innenstadt geht. Auch künftig wird die Nutzungsvielfalt von Innenstädten ihre Atmosphäre bestimmen – und mit ihr die Menschen, die diese aktiv gestalten.

Autorin

Christine Melz-Dürnagel

Projektmanagerin Regionalentwicklung und Smart Regions
aconium GmbH
LinkedIn-Profil

Quellen

¹ Wilhelm Bauer, Oliver Riedel, Steffen Braun (Hrsg.) (2021), #elasticity – Experimentelle Innenstädte und öffentliche Räume der Zukunft, S.11 URL: https://publica.fraunhofer.de/entities/publication/56bd6924-9470-41c9-9321-380acf421bd9, letzter Zugriff: Februar 2025

² Bundesförderprogramm Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren (ZIZ), URL: https://www.innenstadtprogramm.bund.de/Webs/ZIZ/DE/startseite/startseite-node.html, letzter Zugriff: März 2025

Bundesinstitut für Bau-Stadt- und Raumforschung (BBSR): Modellvorhaben Pilotphase Kleinstadtakademie, URL: https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/exwost/Studien/2019/pilot-kleinstadtakademie/01-start.html?pos=8, letzter Zugriff: März 2025

Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, Innenstädte der Zukunft; URL: https://innenstaedte.rlp.de/das-projekt/, letzter Zugriff: März 2025

Niedersächsisches Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung, Zukunftsräume Niedersachsen, URL: https://www.mb.niedersachsen.de/zukunftsraeume-niedersachsen/zukunftsraeume-178270.html, letzter Zugriff: März 2025

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Smarte Landregionen, URL: https://www.bmel.de/DE/themen/laendliche-regionen/digitales/smarte-landregionen/mud-smarte-landregionen.html, letzter Zugriff März 2025

³ Bitkom (Hrsg.) 2020, S.2 URL: https://www.bitkom.org/sites/main/files/2020-12/20201218_positionspapier-digitale-innenstadte.pdf, letzter Zugriff: März 2025

⁴ Bitkom (Hrsg.) Smart City Index 2024, S.11, URL: https://www.bitkom.org/sites/main/files/2025-02/studienbericht-bitkom-smart-city-index-2024.pdf, letzter Zugriff: März 2025

⁵ Wüstenrot-Stiftung (Hrsg.): Dörfer und Kleinstädte im digitalen Aufbruch. Gemeinschaftlich und innvoativ, 2023, S.25 URL: https://wuestenrot-stiftung.de/land-und-leute/, letzter Zugriff: März 2025

⁶ Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Pressemitteilung vom 21.03.2023: Belebung von Innenstädten: Kostenlose Matching-Software um Leerstand von Gewerbeimmobilien entwickelt und erprobt URL: https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2023/02/20230221-belebung-von-innenstadten.html, letzter Zugriff: März 2025

⁷ IHK Gießen-Friedberg: „LeAn“ – Das neue Leerstands- und Ansiedlungsmanagementtool, URL: https://www.ihk.de/giessen-friedberg/geschaeftsbereiche/standortpolitik/stadtentwicklung/-lean-das-neue-leerstands-und-ansiedlungsmanagementtool-5803702, letzter Zugriff: März 2025

⁸ Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (Hrsg.): Datenstrategien für die gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung; Nationale Dialogplattform für Smart Cities, 2021, S.10, URL: https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/sonderveroeffentlichungen/2021/datenstrategien-gemeinwohl-stadtentwicklung-dl.pdf;jsessionid=7C8C385687329E520307E664F9C3E455.live21303?__blob=publicationFile&v=2

⁹ Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering, Smart-City-Anwendungen: Unterschiede zwischen Dashboards, Plattformen und Frameworks, URL: https://www.iese.fraunhofer.de/blog/smart-city-anwendungen-unterschiede-zwischen-dashboards-plattformen-und-frameworks/, letzter Zugriff: März 2025

¹⁰ cima. Monitor (Hrsg.): Deutschlandstudie Innenstadt, Kennziffern, Trends und Erwartungen 2024, S.43, URL: https://www.cima.de/deutschlandstudie-innenstadt, letzter Zugriff: Januar 2025

¹¹ Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Zukunftsfähige Entwicklung von Kleinstädten/Kleinstadtakademie, URL: https://www.bmwsb.bund.de/SharedDocs/kurzmeldungen/Webs/BMWSB/DE/2024/02/Kleinstadtakademie.html, letzter Zugriff: März 2025

¹² Stadt Wittenberge Die Kleinstadtakademie – Plattform für kooperatives Handeln und gute Lösungen, URL: https://www.wittenberge.de/verzeichnis/visitenkarte.php?mandat=258337&gad_source=1&gclid=EAIaIQobChMIr_aEn4n4iwMVNqODBx2uqgc9EAAYASAAEgIDEvD_BwE, letzter Zugriff: März 2025

¹³ Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Smart City Dialog, Digitale Zukunft auf dem Land, URL: https://www.smart-city-dialog.de/blogs/digitale-zukunft-auf-dem-land, letzter Zugriff: März 2025

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