In unserer Ära rasanter digitaler Transformation stehen auch Regionen vor der bedeutsamen Aufgabe, innovative Technologien zu integrieren, die sowohl die Lebensqualität verbessern als auch zur ökologischen Nachhaltigkeit und wirtschaftlichen Prosperität beitragen. Im Zentrum von regionalen IoT-Projekten steht oftmals der Aufbau eines LoRaWAN-Netzwerks zur Debatte. Diese Funktechnologie bietet durch ihren niedrigen Energieverbrauch und die Fähigkeit zur Datenübertragung über weite Strecken, eine hervorragende Grundlage für die Entwicklung intelligenter regi-onaler Netzwerke.
Die Einbindung von LoRaWAN-Projekten in die Regionalentwicklung öffnet ein breites Spektrum an Möglichkeiten zur Förderung von Smart Region-Initiativen. Durch seine spezifische Architektur eignet sich LoRaWAN für den Einsatz in einer Vielzahl von Anwendungen – beispielsweise ermöglicht es die präzise Überwachung von Umweltbedingungen, die Optimierung landwirtschaftlicher Prozesse oder die Entwicklung intelligenter Verkehrssysteme, die darauf abzielen, Verkehrsüberlastungen zu mindern und die Luftqualität zu verbessern. Doch welche organisatorischen Rahmenbedingungen sind für die Umsetzung einer LoRaWAN-Infrastruktur notwendig?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, haben wir zwei Branchenexperten konsultiert. Zum einen haben wir Jan-Philipp Exner für unser Anliegen gewinnen können. Er ist als Senior Project Engineer bei dem LoRaWAN-Anbieter Zenner International tätig und arbeitet eng mit kommunalen Unternehmen und Kommunen zusammen. Damit auch die kommunale Seite vertreten ist, haben wir Diplom-Geograf David Sossna befragt. Er begleitet als Smart Region Koordinator die Umsetzung der interkommunalen Digitalisierungsstrategie im Kreis Steinfurt und hat eine regionalökonomische Sichtweise auf die Thematik.
Die Berichte und der Input der beiden Experten halfen uns, als Moderator der Diskussion Thesen abzuleiten, die wir im Folgenden vorstellen, um diesen Diskurs mit interessierten Leser:innen weiterzuführen.
Diskutanten
Jan-Philipp Exner und David Sossna gaben Einblick in ihre Erfahrungswelt und halfen uns von urban digital damit, Thesen für die Frage zu entwickeln, welche organisatorischen Rahmenbedingungen LoRaWAN-Infrastrukturen brauchen. Dimitri Ravin moderierte die Diskussion und leitete daraus die in diesem Artikel dargestellten Thesen ab.
Dr. Jan-Philipp Exner, Senior Project Engineer Smart City
David Sossna, Smart Region Koordinator, Kreis Steinfurt
Dimitri Ravin, Herausgeber Urban Digital
1. Erfolgsfaktoren für den Aufbau von LoRaWAN-Infrastruktur
Als wichtigen Lerneffekt berichten mehrere Stadtwerke, dass sie mittels LoRaWAN gerade für die regulatorischen Pflichtaufgaben, wie etwa das Auslesen der Wasserzähler, ein enormes Einsparpotential sehen, welches oftmals die initialen Investitionen weit übersteigt. Mit der Digitalisierung dieser Infrastrukturen und den damit verbundenen Effizienzgewinnen kristallisieren sich diese Anwendungsfälle als tragfähige Grundlage für den rentablen Aufbau von LoRaWAN-Infrastrukturen und IoT-Datenplattformen in der Smart City heraus.
Gleichzeitig ist es angesichts der wachsenden Herausforderungen des Klimawandels unerlässlich, dass auch Ressourcen für nicht unmittelbar rentable Anwendungsfälle, wie etwa den Aufbau von Klimamessnetzen, bereitgestellt werden. Entscheidungsträger:innen müssen den mittel- und langfristigen gesellschaftlichen Wert solcher Projekte erkennen und sie angemessen priorisieren. Denn diese Anwendungsfälle liefern wertvolle Daten, die zur Informationsgewinnung und Entscheidungsfindung in Bereichen wie Hochwasserschutz und städtische Planung beitragen können. Sie fördern darüber hinaus auch ein größeres Bewusstsein und Verständnis für Umwelt- und Klimafragen in der Bevölkerung.
2. LoRaWAN-Projekte im Konzern Kommune nachhaltig koordinieren
Die dauerhafte Etablierung von LoRaWAN-Projekten verlangt eine wohlüberlegte finanzielle Planung, die über die Fördermittel-finanzierte Anfangsphase hinausgeht. Es ist unerlässlich, eine digitale Infrastruktur auch gerade mit ihren physischen Komponenten zu betrachten, denn die fortlaufenden Kosten, die sich für den Netzbetrieb beispielsweise aus der regelmäßigen Wartung und Pflege der Sensoren oder auch Gateways ergeben, sind im Vergleich etwa zu den reinen Betriebskosten der Plattformen nicht unbedeutend. Daher sollte die finanzielle Strategie für diese Projekte entweder einen profitablen Geschäftsplan und/oder die Integration in die öffentliche Infrastruktur (Daseinsvorsorge) berücksichtigen.
Um dies erfolgreich umzusetzen, müssen die involvierten Akteure einer Region ihre Rollenverteilung hinsichtlich des Infrastrukturbetriebs, der zu priorisierenden Anwendungsfälle und Daten-Governance absprechen.
3. Innovationsökosysteme aufbauen
Idealerweise mündet diese Rollenverteilung in ein sich selbst innovierendes Ökosystem, bei dem sich die Investitionen für die Einrichtung, Wartung und Weiterentwicklung der regionalen IoT-Infrastruktur und -Services selbst verstärken, weil ihre Angebote kontinuierlich nachgefragt werden.
- Für die Schaffung eines solchen Ökosystems kann es sinnvoll sein, dass die Stadtwerke einer Region eine strategische Allianz bilden, um mit gebündelten Ressourcen erfolgreiche skalierbare IoT-Lösungen umsetzen zu können.
- Ebenso sollten IoT-Dienstleister mit kommunalen Akteuren im Austausch stehen, damit öffentliche Entscheidungsträger:innen von ihrer digitalen Expertise profitieren können. Dadurch können die Transaktionskosten bei IoT-Projekten gering gehalten werden, weil Ausschreibungen und Verträge für IoT-Leistungen fachlich fundierter gestaltet werden können. Hier gilt (es) zu prüfen, wie dies mit Beschaffungsvorgaben gesetzeskonform dargestellt werden kann.
Einen wichtigen Beitrag zur Schaffung eines solchen dynamischen und flexiblen IoT-Ökosystems in einer Region, kann außerdem die Realisierung
4. Mehr Disruption und weniger Evolution?
Inmitten der turbulenten und disruptiven Wellen der Digitalisierung scheint es, als ob die Neuausrichtung der digitalen Regionalentwicklung weniger eine Reflexion der „Soll-Zustände“ wäre, sondern vielmehr eine sorgfältige Anpassung und Reaktion auf die aktuellen „Ist-Zustände“.
Dies zeigt sich deutlich in der Integration von digitalen Zwillingen, einem Umbruch, der die traditionellen Ansätze der Stadtplanung von Grund auf neu gestalten könnte. Diese Technologie steht bereit, eine Fülle konventioneller Vorgänge und Fragestellungen zu transformieren, die derzeit einen beträchtlichen Anteil der administrativen Ressourcen beanspruchen. Insbesondere könnten die konventionellen Antrags- und Genehmigungsverfahren, wie beispielsweise bei Bauanträgen, durch die Einführung dieser Technologie radikal vereinfacht oder gar überflüssig gemacht werden. Dies würde den Weg für eine agilere, effiziente und transparente Planung ebnen, die den städtischen Entwicklungsprozess erheblich dynamisieren könnte.
Doch mit dem Übergang zur digitalisierten Verwaltung kommt auch eine neue Herausforderung in Form einer wachsenden Informationsflut in verschiedenen Sektoren, einschließlich der juristischen und verwaltungstechnischen Prozesse. Die Verwaltung und Analyse dieser riesigen Datenmengen erfordern innovative und effiziente Werkzeuge, um nicht nur die Informationsflut zu bewältigen, sondern auch um wertvolle Einsichten und Erkenntnisse aus diesen Daten zu gewinnen. Daher ist es von zentraler Bedeutung, entsprechende Instrumente zur Datenanalyse und -verarbeitung zu entwickeln, die in der Lage sind, die Komplexität und Dynamik der modernen Informationslandschaft zu managen.
Sie möchten zum Thema LoRaWAN in
der Regionalentwicklung mit diskutieren? Lassen Sie es uns wissen!
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