Lothar Becker (l.) und Alfred Schröder (r.) sind Vorstandsmitglieder der Open Source Business Alliance – Bundesverband für Digitale Souveränität (OSB Alliance) und Sprecher der Working Group Public Affairs der OSB Alliance. Lothar Becker ist Eigentümer und Geschäftsführer des Beratungs- und Dienstleistungsunternehmens .riess applications und Vorstandsvorsitzender der „The Document Foundation“ (LibreOffice). Alfred Schröder ist Mitgründer und Geschäftsführer des Beratungs- und Dienstleistungsanbieters GONICUS GmbH. Beide Unternehmen beraten und unterstützen seit Jahren erfolgreich Unternehmen, Verwaltungen und Behörden bei der Implementierung von Open Source Lösungen.
Wir freuen uns sehr, dass Alfred Schröder und Lothar Becker uns in einem schriftlichen Interview im April 2021 die nachfolgenden Fragen zu Themen der digitalen Souveränität und dem Einsatz von Open Source-Lösungen im kommunalen Umfeld beantwortet haben und weisen interessierte Leser:innen auf ihre Twitter-Kanäle (Alfred Schröder / Lothar Becker) und ihre Beiträge auf den Seiten der Open Source Business Alliance hin.
1. Herausforderungen mit Open Source
Public Money? Public Code! Dieser Grundsatz für den Einsatz quelloffener Software in der öffentlichen Verwaltung klingt einleuchtend. Aber welche hauptsächlichen Herausforderungen ergeben sich typischerweise für eine Behörde, die sich heute für diesen Weg entscheidet? Ist Open Source gleich Open Source?
Lothar Becker: Herausforderungen gibt es natürlich genügend, wie bei jeder Neueinführung oder Veränderung von Prozessen. Wichtig für den Erfolg ist eine politische bzw. strategische Unterstützung dieser Veränderung. Dann sind auch Motivation und Veränderungsbereitschaft mit dem Ziel der digitalen Souveränität erreichbar:
Beschaffung
Unter diesem Begriff kann man viele Aspekte subsumieren, die insbesondere für Kommunen eine gewisse Herausforderung darstellen. Für die Beschaffung von IT-Lösungen wird oft der “one-stop” Shopping Ansatz gewählt. Nicht der konkrete spezifische Bedarf steht im Vordergrund, sondern eine verfügbare Produktbeschreibung. Das entsprechende Know-how für eine detaillierte Definition und Ausschreibung von entsprechender Software und ihren Eigenschaften, die sie erfüllen soll, ist rar und der Prozess vielleicht mühsam. Aber genau das, diese Veränderung in der Beschaffung, ist der Preis für eine digitale Souveränität, den man nun nach entsprechenden Erfahrungen zunehmend bereit ist, auch auf kommunaler Ebene zu bezahlen.