Wie können Kommunen Digitalisierung schneller und rechtssicher umsetzen? Lange Vergabeprozesse, fehlende Fachkräfte und komplexe IT-Anforderungen bremsen vielerorts die digitale Transformation. Dabei zeigen sich zunehmend Wege, wie sich Kommunen zusammenschließen, rechtliche Strukturen wie Rahmenverträge gezielt nutzen und so konkrete Fortschritte erzielen können – ohne aufwendige Ausschreibungen.
Unser Medienpartner Bechtle hat ein Webinar veranstaltet, um zentrale Perspektiven und Lösungsansätze der kommunalen Praxis in diesem Themenfeld zu beleuchten. Die Aufzeichnung des Webinars finden sie hier.
In diesem Kurzinterview mit den beiden Experten des Webinars haben wir wichtige Erkenntnisse für Sie zusammengetragen. Das Webinar bildetet dabei die Auftaktveranstaltung einer Schwerpunktreihe über die vergabefreie kommunale Digitalisierung – Anbei finden Sie die Anmeldeinformation zu den Folgewebinaren zur Automatisierung von Verwaltungsprozessen mit KI und intelligenter Dokumentenanalyse (28. Mai), Smarter Bürgerservice mit Chatbots (4. Juni) sowie effiziente Prozesse mit Robotic Process Automation (RPA) (11. Juni).
1. Was sind zentrale Herausforderungen bei der Umsetzung von Digitalisierung in Kommunen?
Gunter Czisch: Kleine und große Kommunen stehen unter wachsendem Erwartungsdruck von Bürgern. Gleichzeitig steigen die Komplexität und regulatorische Anforderungen, was eine strategisch abgestimmte Umsetzung erschwert.
Emanuel Brehm: Hohe Kosten, Fachkräftemangel, veraltete IT-Infrastruktur, Datenschutzanforderungen und fehlende digitale Kompetenz bei Mitarbeitenden. Digitalisierung betrifft die Kommune ganzheitlich, was eine gute Abstimmung und Vernetzung innerhalb der Verwaltung erfordert.
2. Welche Rolle spielen Netzwerke in der kommunalen Zusammenarbeit?
Gunter Czisch: Viele Kommunen stoßen an Grenzen, komplexe Projekte und fachliche Anforderungen allein zu stemmen. Sie benötigen daher Partner, mit denen sie gemeinsam Kapazitäten aufbauen – wie bei einer guten Mannschaftsaufstellung im Fußball.
Emanuel Brehm: Bechtle ist die Spinne im Netz(werk) zwischen Kommunen und Lösungsanbietern. Wir bieten eigene Lösungen, neutrale Beratung, koordinieren Projekte und greifen auf ein Netzwerk von Partnern und Blaupausen zurück.
3. Wie kann man kommunale Digitalisierung effizient skalieren?
Gunter Czisch: Skalierung gelingt über Zusammenschlüsse und Partnerschaften: Viele Aufgaben sind immer schon in Zweckverbänden gebündelt. Heute sind tragfähige Partnerschaften in übergreifenden Aufgaben wie für Mobilitäts- oder Energiethemen gefragt.
Emanuel Brehm: Effiziente Skalierung gelingt durch Kooperation, standardisierte Prozesse, erprobte Lösungen, zentrale Plattformen und starke Partner. So werden Ressourcen gebündelt, Doppelarbeit vermieden und Digitalisierung nachhaltig vorangetrieben.
4. Warum können Digitalisierungsvorhaben so viel Zeit in Anspruch nehmen?
Gunter Czisch: Digitalisierung ist eine Querschnittsaufgabe, kaum ein Bereich ist nicht beteiligt. Je größer die Kommune, desto aufwändiger ist die Abstimmung innerhalb der Verwaltung und der Betriebe. Dabei gibt es wenig Bedarf an selbst gemachten Maßanzügen, die die eigenen Ressourcen überfordern.
Emanuel Brehm: Der Vergabeprozess mit seinen Phasen der Ideenfindung, Markterkundung, Erstellung der Ausschreibung, Integration und Betrieb kann in der Tat mehrere Jahre dauern. Um das Vergabeverfahren zu beschleunigen, arbeiten wir bei Bechtle daher mit Rahmenverträgen.
5. Welche Rolle spielen Rahmenverträge bei kommunalen Digitalvorhaben?
Gunter Czisch: Rahmenverträge sollten von Kommunen aktiver genutzt werden, um Vergabeprozesse zu vereinfachen, denn sie ermöglichen rechtssichere, schnellere Beschaffung, v.a. bei größeren Vorhaben hilft das für den Praxiswissenstransfer. Wer schnell ans Ziel kommen will, braucht zu Beginn einen Werkzeugkasten auch für Unvorhergesehenes.
Emanuel Brehm: Viele Kommunen kennen diese Möglichkeiten noch nicht. Über Verträge wie ProVitako ermöglicht Bechtle den einfachen Zugang zu Leistungen – oft ohne Ausschreibung, z. B. für Smart City Lösungen, Prozessautomatisierung, IoT oder Open-Source-Entwicklungen u.v.m.
6. Welche Art von Digitalprojekten können Kommunen mit Bechtle über Rahmenverträge umsetzen?
Emanuel Brehm: Der Rahmenvertrag läuft seit dem letzten Quartal 2024. Daher befinden wir uns gerade in Projektanbahnungen zu Plattform-Beratungen, Plattform Betriebs-Konzepten, RPA- und KI-Umsetzungen und diverser Smart City Workshops. Eine Vielzahl an Dienstleistungen können somit problemlos und schnell über den Rahmenvertrag bezogen und umgesetzt werden.