Wie kann die digitale Transformation in der kommunalen Praxis wirklich gelingen?
Anna-Lena Meiners ist stellvertretende Geschäftsleiterin von Civitas Connect e.V. – mit einem Hintergrund in Stadt- und Regionalentwicklung sowie Führungserfahrung in der Kommunalverwaltung verbindet sie strategisches Denken mit Verwaltungspraxis.
Im Verein fokussiert sie sich auf rechtliche und organisatorische Rahmenbedingungen für zukunftsfähige digitale Daseinsvorsorge sowie die Pflege des Partnernetzwerks.
Im Vorfeld des CIVI/CON-Kongresses haben wir mit ihr über kommunale Transformationsprozesse, Digitalisierung und die Rolle des Netzwerks gesprochen. Der Jahreskongress von Civitas Connect findet am 4. September 2025 in Wuppertal statt.
Zur Anmeldung geht es hier: CIVI/CON 2025 →

1. Welche größten Bedarfe nehmen Sie aktuell aus dem Netzwerk Civitas Connect wahr?
Viele Kommunen sehen aktuell den dringenden Bedarf, digitale Infrastrukturen souverän und standardisiert aufzubauen – vor allem, um Abhängigkeiten von großen Anbietern zu reduzieren.
Der Bedarf reicht da von konkreten Anwendungsfällen wie Datenplattformen bis hin zu übergeordneten Fragen der digitalen Souveränität.
Gleichzeitig fehlen oft Ressourcen für dauerhafte Finanzierung, technisches Know-how und verlässliche organisatorische Strukturen, um tragfähige Open-Source-Lösungen langfristig zu betreiben. Es braucht also neben technischen Lösungen auch klare Leitplanken, wie rechtliche, organisatorische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen langfristig verlässlich geregelt werden können.
2. Wo sehen Sie aktuell den größten Handlungsbedarf bei rechtlichen oder organisatorischen Fragen?
Der größte Handlungsbedarf besteht darin, wie wir Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten zwischen Bund, Ländern und Kommunen eindeutig klären, um digitale Souveränität praktisch umzusetzen.
Zentral ist dabei die Frage, wie Zuständigkeiten und Governance-Modelle gestaltet werden, um digitale Infrastrukturen gemeinschaftlich zu betreiben und wer dauerhaft Verantwortung für Betrieb und Weiterentwicklung dieser übernimmt.
Wir brauchen klare Vereinbarungen und rechtliche Grundlagen für offene Standards und klare Regelungen, wie digitale Souveränität dauerhaft finanziert, gesteuert und zwischen Bund, Ländern und Kommunen abgestimmt wird. Besonders wichtig ist uns in diesem Zusammenhang ein nachhaltiges Finanzierungsmodell, das auch Betrieb und Pflege dauerhaft sicherstellt, damit diese nicht an Förderzyklen scheitern.
3. Was erhoffen Sie sich vom Kongress für die weitere Arbeit im Netzwerk?
Der Kongress bietet eine Plattform, um Erfahrungen aus der Praxis zu teilen, neue Kooperationen zu knüpfen und gemeinsam Antworten auf Fragen der Finanzierung, Skalierung und Governance offener Infrastrukturen zu entwickeln.
Ich erwarte wichtige Impulse, wie wir gemeinsam tragfähige Standards für digitale Souveränität etablieren können.
Der Austausch mit Fachleuten aus Verwaltung, Politik und IT-Dienstleistung eröffnet dabei die Chance, voneinander zu lernen und tragfähige Kooperationsmodelle zu entwickeln.
Besonders freue ich mich darauf, neue und bekannte Gesichter wiederzusehen, frische Perspektiven zu gewinnen und gemeinsam konkrete Lösungsansätze für Finanzierung, Skalierung und Governance offener Infrastrukturen zu erarbeiten.
4. Was müssen wir bei der Umsetzung der Digitalisierung in Kommunen beachten?
Digitalisierung ist mehr als Technik: Sie muss konsequent in bestehende Prozesse, Zuständigkeiten und Entscheidungswege integriert werden, um nachhaltig zu wirken.
Kommunen sollten in diesem Zusammenhang früh klären, wie Standardisierung gelingt, wer den Betrieb und die Wartung langfristig finanziert und welche Kompetenzen intern aufgebaut werden.
Entscheidend ist zudem, dass digitale Infrastrukturen offen, interoperabel und skalierbar gestaltet werden – damit auch kleinere Kommunen sie langfristig nutzen und weiterentwickeln können, ohne neue Abhängigkeiten einzugehen. Offene, modulare Plattformen sind diesbezüglich ein entscheidender Baustein, weil sie eine flexible und skalierbare Basis bieten, die sich an unterschiedliche kommunale Bedürfnisse anpassen und weiterentwickeln lässt.
Sie ermöglichen es kleinen wie großen Kommunen, einzelne Komponenten bedarfsgerecht zu nutzen, zu erweitern oder auszutauschen – ohne sich an einen einzigen Anbieter zu binden.
So fördern sie Interoperabilität, erleichtern die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Verwaltungsebenen und schaffen nachhaltige Lösungen, die langfristig wartbar und weiterentwickelbar sind.
