Autoren: Julian Folgner und Moritz Halbe
LoRaWAN – dieser Begriff taucht immer auf, wenn es um digitale Innovationen in Städten, Unternehmen und Wohnquartieren geht. Dahinter steckt ein Funknetzwerk, das besonders energiesparend arbeitet und Daten über weite Strecken überträgt – ideal also für Sensoren und Geräte, die servicefrei oft jahrelang ohne Batteriewechsel auskommen sollen. Doch wofür lässt sich das konkret nutzen? Drei Beispiele zeigen, wie vielseitig LoRaWAN im Alltag punkten können.
1. Smarte Straßenbeleuchtung
Effizient, sicher und zukunftsfähig
Straßenbeleuchtung ist ein zentraler Bestandteil moderner Städte. Sie sorgt für Sicherheit, Orientierung und Atmosphäre. Gleichzeitig verschlingt sie enorme Ressourcen: Rund 30 % des Energiebudgets einer Stadt fließt in die Beleuchtung – und ein großer Teil des Lichts wird verschwendet, weil Lampen zu früh eingeschaltet, zu spät ausgeschaltet oder ganze Bereiche dauerhaft überbeleuchtet werden.
Genau hier kann ein intelligentes und automatisiertes System zur Steuerung von Straßenbeleuchtungen ansetzen. Mithilfe moderner Kommunikationstechnologien wie LoRaWAN können Städte ihre Beleuchtung bedarfsgerecht und flächendeckend betreiben. Das Ergebnis:
20-40 % Energieeinsparung, weniger Kosten und ein deutlich geringerer CO₂-Ausstoß.

Wie funktioniert das?
LoRaWAN eignet sich besonders gut für Straßenbeleuchtung, weil es eine energiearme, flächendeckende Funkverbindung bietet. Die Kommunikation ist verschlüsselt und kann entweder über ein eigenes, privates Netz laufen oder über gemietete Infrastrukturen, die bspw. von ortsansässigen Stadtwerken/Energieversorgern bereitgestellt werden.
Über die Plattform haben Kommunen die Möglichkeit, die Lampen zentral ein- und auszuschalten, gruppenweise zu dimmen oder sogar einzelne Leuchten verkehrs- oder bewegungsabhängig zu steuern.
Darüber hinaus liefern die Leuchten Statusmeldungen: Fällt eine Lampe aus oder gibt es Probleme mit der Stromversorgung, meldet sich das System automatisch. So lassen sich Wartungskosten senken und Ausfälle schneller beheben.
Mit intelligenter Straßenbeleuchtung über LoRaWAN schaffen Kommunen den Spagat zwischen Sicherheit und Nachhaltigkeit. Sie sparen Energie, senken Kosten und machen ihre Infrastruktur fit für die Zukunft – ganz im Sinne einer echten Smart City.
Einblick in die Praxis
Aktuell digitalisiert die ENERVIE Service zusammen mit einer Kommune die kommunale Straßenbeleuchtung. Dazu werden an ca. 300 Beleuchtungspunkten smarte Module eingebaut, die es ermöglichen, die Beleuchtungsanlage individuell zu steuern. Genutzt wird dabei das bereits vorhandene und flächendeckende LoRa-Netz der ENERVIE Gruppe. Da sich das Projekt in der Umsetzung befindet, liegen aktuell noch keine Projektergebnisse vor.
2. Digitale Heiz- und Nebenkostenabrechnung
mit LoRaWAN
Die jährliche Heiz- und Nebenkostenabrechnung ist für viele Mieterinnen und Mieter ein wiederkehrendes Ärgernis: Ablesetermine müssen abgestimmt werden, Ableser benötigen Zugang zu jeder Wohnung, und bis die Abrechnung vorliegt, vergeht oft viel Zeit. Genau hier bietet LoRaWAN eine moderne Lösung, die den gesamten Prozess deutlich vereinfacht.
So funktioniert es
In vielen Gebäuden sind Heizkostenverteiler und Wärmemengenzähler bereits vorhanden. Diese Geräte funken ihre Verbrauchsdaten über den Standard wireless M-Bus (wMBus). Damit diese Daten nicht nur lokal ausgelesen werden können, kommt eine LoRaWAN-Bridge ins Spiel.
Diese kleine Einheit wird im Haus installiert und empfängt die Funksignale der Zähler. Anschließend überträgt sie die Daten verschlüsselt über ein bestehendes LoRaWAN-Netz in eine zentrale Plattform. Dort stehen sie dem Abrechnungsdienstleister oder der Hausverwaltung sofort digital zur Verfügung.
Vorteile für Mieter und Vermieter
- Kein Ablesetermin mehr: Niemand muss mehr zu Hause sein, wenn die Daten gesammelt werden.
- Mehr Transparenz: Verbrauchsdaten können häufiger bereitgestellt werden, nicht nur einmal jährlich.
- Schnellere Abrechnung: Die Hausverwaltung spart Zeit und Kosten, die Abrechnung wird effizienter.
- Neue Geschäftsmodelle: Städte und Stadtwerke können auf Basis ihres bestehenden LoRaWAN-Netzes zusätzliche Services wie die digitale Heiz- und Nebenkostenabrechnung anbieten.
Die Kombination aus wMBus und LoRaWAN macht die Heiz- und Nebenkostenabrechnung einfacher, bequemer und eröffnet zudem neue Geschäftsfelder für Wohnungswirtschaft und kommunale Versorger. Ein weiterer Beleg dafür, wie digitale Technologien den Alltag spürbar verbessern können.
Einblick in die Praxis: Im Versorgungsgebiet der ENERVIE Gruppe sind bereits mehrere Liegenschaften mit smarten, wMBus-fähigen Wärmemengenzählern und Heizkostenverteilern ausgestattet. Auch hier wird sich das flächendeckende LoRa-Netz der ENERVIE Gruppe zu Nutzen gemacht, um die Heizdaten aus den Liegenschaften zu erhalten. In allen Liegenschaften befindet sich eine wMBus-Bridge, die die Gerätedaten sammelt und mittels LoRaWAN weiterleitet. Die Daten werden anschließend mittels IoT-Plattform entschlüsselt, verarbeitet und über Standardschnittstellen an eine externe Nebenkostenabrechnungs-Software übertragen.
3. LoRaWAN im Büroalltag –
Meetingräume per IoT managen
In vielen Unternehmen ist es ein alltägliches Problem: Meetingräume sind laut Kalender belegt, stehen in Wirklichkeit aber leer. Oder andersherum – spontane Besprechungen scheitern, weil freie Räume nicht auffindbar sind. Diese Ineffizienz kostet Zeit, Nerven und am Ende auch Geld. Genau hier setzt modernes Belegungsmonitoring auf Basis von LoRaWAN an.

Mithilfe batteriebetriebener Sensoren, die Bewegung, Wärme oder Licht erkennen, wird die tatsächliche Belegung von Konferenzräumen in Echtzeit erfasst. Die Datenübertragung funktioniert per LoRaWAN und somit selbst in komplexen Gebäudestrukturen mit dicken Wänden.
Ein großer Vorteil: Die Sensoren arbeiten anonym und datenschutzkonform. Es werden keine Bilder oder personenbezogenen Daten verarbeitet – die Erfassung basiert ausschließlich auf Bewegungs- oder Wärmesignalen.
Die erfassten Belegungsdaten lassen sich in Dashboards und Raumverwaltungssysteme integrieren. Mitarbeitende sehen auf einen Blick, welche Räume frei sind, und können diese direkt buchen. Gleichzeitig erhält das Facility Management wertvolle Kennzahlen über die tatsächliche Raumnutzung.
Das Ergebnis
- Effizienzsteigerung durch optimale Raumauslastung
- Kostenersparnis durch den Wegfall leerstehender Reservierungen
- Energieeinsparungen, wenn Licht und Klimaanlagen nur bei Nutzung aktiv sind
LoRaWAN punktet mit Reichweite und Energieeffizienz und zudem mit seiner Skalierbarkeit. Ob wenige Besprechungsräume oder ganze Bürokomplexe – das System lässt sich flexibel ausbauen. Darüber hinaus können die gleichen Gateways auch für weitere Smart-Building-Anwendungen genutzt werden, etwa zur Überwachung von Luftqualität oder Energieverbrauch.
Einblick in die Praxis: Um intern eigene Meetingräume smarter zu gestalten, wurden verschiedene Meetingräume der ENERVIE mit einem Belegungsmonitoring ausgestattet. Die Sensoren liefern in Echtzeit Belegungsinformationen, die in einem intern zugänglichen Dashboard eingesehen werden können. Somit ist es jederzeit möglich, zu erkennen, ob der entsprechende Raum trotz Buchung belegt oder frei ist. Zukünftig kann damit auch eine Auswertung der tatsächlichen Raumnutzung vorgenommen werden.
4. Kontakt
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Julian Folgner
IoT- und Energiedatenmanagement
Moritz Halbe
IoT- und Datenmanagement
ENERVIE Service GmbH