Titelbild © Virtual City Systems
Autor: Julia Reichel, Virtual City Systems
Viele Kommunen stehen vor der Herausforderung, bestehende Geodaten nicht nur zu erfassen, sondern aktiv zu nutzen – für Bauleitplanung, Energiewende oder Bürger:innenbeteiligung. Wie gelingt der Aufbau einer flexiblen, offenen und praxisnahen 3D-Geodateninfrastruktur? Das zeigte das Webinar von Virtual City Systems am 15. Mai 2025.
Tim Wendt, Head of Customer Service, präsentierte die VC Suite – eine modulare Softwareplattform für urbane Geodaten –, führte durch ein typisches Anwendungsbeispiel und demonstrierte zentrale Funktionen live im System.
Stadt Soest als Vorreiterin: Vom Open-Data-Modell
zur smarten Geodatenbasis
Im Mittelpunkt stand das reale Anwendungsbeispiel der Stadt Soest, die ihr digitales Stadtmodell systematisch aufbaut. Als Ausgangsbasis dienen die frei verfügbaren LOD2-Gebäudedaten des Landesportals NRW. Ziel ist es, den Ausgangsdatensatz sukzessive durch hochauflösende Rekonstruktionen zu ersetzen und eine langfristig pflegbare Geodateninfrastruktur zu schaffen.
Zunächst werden die Open Data-Daten in eine datenbankbasierte Umgebung überführt. Die VC Suite bietet dafür intuitive Import-Werkzeuge, mit denen die CityGML-Daten zentral gespeichert, versioniert und erweitert werden können. Das System dokumentiert dabei jede Änderung – etwa durch neue Gebäudemodelle – automatisch.
Webbasierte Visualisierung direkt im Browser
Ein erstes Ergebnis ist schnell sichtbar: Bereits nach dem Import kann die Stadt Soest ihre 3D-Daten webbasiert präsentieren. Die VC Map, eine Kartenanwendung auf Basis offener Standards (Cesium, OpenLayers), erlaubt die direkte Visualisierung als 3D-Szene. Über einen Konfigurator lässt sich das Interface auf kommunale Anforderungen anpassen – ganz ohne Programmierkenntnisse. Auch mobil ist die Karte performant nutzbar.
Gebäude rekonstruieren und automatisch aktualisieren
Im nächsten Schritt wird das Stadtmodell qualitativ verbessert – beispielsweise im Innenstadtbereich. Neue 3D-Gebäude aus einem Building-Reconstruction-Verfahren ersetzen dabei gezielt einzelne Objekte. Die VC Suite erkennt automatisch, welche Datensätze aktualisiert wurden, und ersetzt nur die betroffenen Bereiche. So entsteht ein hybrides Modell mit hoher Datenqualität – ohne Redundanzen.
Automatisierte Aktualisierung im laufenden Betrieb
Gerade für wachsende Städte oder interkommunale Kooperationen ist eine nachhaltige Datenpflege zentral. Das Webinar zeigte, wie sich regelmäßige Datenaktualisierungen automatisieren lassen: Mit wenigen Konfigurationen werden neue CityGML-Dateien über Cronjobs verarbeitet und als 3D Tiles auf dem Server bereitgestellt – vollständig ohne manuelles Eingreifen.
3D-Daten für Planer und Beteiligte exportieren
Ein zentrales Anliegen in vielen Städten ist die Weitergabe von Daten an Planungsbüros und Ingenieure. Die VC Suite bietet hier eine einfache Lösung: In der Kartenanwendung wählen Nutzende ein Gebiet aus, die gewünschten Objekte werden automatisiert in CAD-kompatible Formate wie DXF oder SketchUp überführt. Im Hintergrund arbeitet FME als Datenkonverter – vorkonfiguriert und nahtlos integriert.


Erweiterbare Werkzeuge: Solarertrag, Planung, Beteiligung
Zusätzlich bietet die VC Suite weitere Module für konkrete kommunale Anwendungen:
- VC Solar ermöglicht die Analyse von Dach- und Fassadenflächen hinsichtlich ihres solaren Ertragspotenzials – wahlweise live oder auf Basis vorprozessierter Daten.
- VC Planner unterstützt die Integration von Planungsobjekten aus IFC- oder DXF-Dateien. Diese lassen sich direkt im 3D-Modell visualisieren, mit dem Bestand vergleichen und in Bürger:innenbeteiligungsprozesse einbinden.
Infobox: Was Webinar-Teilnehmende besonders interessiert hat
Wie wird die VC Suite betrieben?
Als klassische Installation, containerisierte Lösung (Docker) oder gehostet durch VCS – lokal oder hybrid.
Lassen sich auch Planungsobjekte in die Solaranalyse einbeziehen?
Ja. Die Solar-App erkennt sowohl Bestandsgebäude als auch neue Objekte aus dem VC Planner.
Wie performant ist die VC Map auf mobilen Geräten?
Die Karte ist für mobiles Streaming optimiert. Bei Bedarf können Auflösung und Texturen dynamisch angepasst werden.
Wird FME mitgeliefert?
FME ist separat zu lizenzieren. Bei Hosting-Lösungen stellt VCS eine integrierte Lizenzumgebung bereit.
Wann kommt die Panorama-Integration?
Das Feature befindet sich in Entwicklung. Aktuell läuft die Abstimmung mit Partnerstädten zu Formaten und Anzeigeoptionen.
Fazit: Digitale Infrastruktur für die kommunale Praxis
Mit der VC Suite erhalten Städte und Gemeinden ein leistungsfähiges Werkzeug, um urbane 3D-Daten nicht nur zu verwalten, sondern aktiv einzusetzen – für Planung, Energieanalysen, Beteiligung und mehr. Offene Standards, modulare Erweiterbarkeit und praxiserprobte Workflows machen die Lösung besonders anschlussfähig für den kommunalen Digitalisierungsalltag.
Die vollständige Aufzeichnung steht auf unserem YouTube-Kanal zur Verfügung.
Webinar-Aufzeichnung: Die VC Suite im Überblick – Ihre Komplettlösung für 3D-Geodateninfrastrukturen.