Titelbild – iStock Getty Images: Krasyuk
Der Begriff „Digitalisierung“ taucht gegenwärtig in allen gesellschaftlichen Bereichen auf. Oftmals unterbleibt dabei jedoch eine klare Definition, um was es sich bei Digitalisierung handelt. Nach der anfänglichen Erwähnung scheiden sich die Geister in allen Bereichen. Der Wirtschaftssektor spricht von Industrie 4.0, die Stadtverwaltung von E‑Government, die Krankenkassen vom smarten Zugang zu Gesundheitsdaten und der Verkehrssektor vom autonomen Fahren.
Digitalisierung scheint ein Containerbegriff zu sein, der alle möglichen und (noch) unmöglichen Technologien beinhaltet. Der häufigen Begriffsverwendung folgend, müssen die als Digitalisierung beschriebenen Entwicklungen eine weitreichende Bedeutung für unsere Gesellschaft haben. Tatsächlich ist Digitalisierung ein gesellschaftlicher Megatrend, d. h. Digitalisierung betrifft alle – ebenso wie der Klimawandel, die Globalisierung und der demografische Wandel. Megatrends erfordern den Austausch sowie die Zusammenarbeit aller gesellschaftlichen Akteure. Hierfür wäre ein gemeinsames Begriffsverständnis von Vorteil.
1. Begriffsdeutungen
Was bedeutet Digitalisierung? Erste Hinweise bietet ein sprachlicher Zugang zum Begriff. „Digital“ ist der Gegenbegriff zu „analog“ und die Nachsilbe „ierung“ betont den verlaufenden Charakter. In der Folge versteht sich Digitalisierung als ein Prozess, durch den Analoges zunehmend mit Digitalem ersetzt wird. Als Nächstes stellt sich die Frage, wie dieser „Prozess des Digitalisierens“ inhaltlich auszulegen ist und hierzu lassen sich zwei Richtungen einschlagen.
Die erste Begriffsdeutung beschreibt Digitalisierung als eine „Überführung von Informationen von einer analogen in eine digitale Speicherung“ (Bengler & Schmauder, 2016, S. 76). Ursprünglich bedeutet dies bspw. das Einscannen alter Fotografien ins JPEG-Format oder die Umwandlung von Schallplatten ins MP3-Format. Die zuvor analogen Informationen werden digital, d. h. sie lassen sich in eine Aneinanderreihung weniger Wertzustände aufdröseln – in der Regel nach dem Binärsystem in 0 oder 1. Die heutige Technik verarbeitet die Realität zumeist sofort in digitale Informationen, ohne die Zwischenstufe, vorher einen analog aufgenommenen Informationsträger zu produzieren. So kann z. B. ein Smartphone einen realen Ton sofort digitalisieren, indem es zeitgleich eine MP3-Datei erstellt. Digitale Informationen bieten beachtliche Vorteile, zumal sie sich wesentlich schneller und v. a. auf unterschiedlichen Geräten reproduzieren und verarbeiten lassen. Die MP3-Datei kann, im Gegensatz zur Tonaufnahme einer Audiokassette, neben dem Smartphone auch auf vielen weiteren Geräten abgespielt werden. (vgl. Litzel, 2017)
Die zweite Begriffsdeutung von Digitalisierung beschreibt die verstärkte Nutzung digitaler Technologien eines Einzelnen, einer Organisation bzw. einer Gesellschaft. In diesem Sinne beleuchtet Digitalisierung insbesondere wie sich durch die flächendeckende Einführung digitaler Kommunikations- und Informationstechnologien alle Akteure und Bereiche der Gesellschaft strukturell verändern. (vgl. Bengler & Schmauder, 2016, S. 75) Im öffentlichen Diskurs wird der Begriff Digitalisierung v. a. seit 2014 inflationär verwendet (vgl. Heuermann u. a., 2017, S. 9). Eine Analyse der Google Suchanfragen bestätigt das steigende Interesse an Digitalisierung binnen weniger Jahre.
Die inhaltlichen Andeutungen und die Breite der Kontexte, in denen Digitalisierung erwähnt wird, lassen dabei eindeutig auf die zweite Begriffsdeutung schließen (siehe Tabelle). Entsprechend befasst sich dieser Beitrag im Folgenden mit Digitalisierung als gesamtgesellschaftlichen Trend.
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