Autor: Dr. Jennifer Fest
Daseinsvorsorge bezeichnet die grundlegenden Leistungen, die für das Funktionieren unserer Gesellschaft und Wirtschaft unabdingbar sind. Dazu gehören zum Beispiel die Versorgung mit Wasser und Energie, der öffentliche Nahverkehr, Gesundheitsdienste sowie Bildungs- und Kultureinrichtungen (Bundestag, Fachbereich Verfassung und Verwaltung 2024), aber auch Kommunikation und Strukturierung im Krisenfall. Die Daseinsvorsorge sicherzustellen, liegt in der Verantwortung von Kommunen, die vor der Herausforderung stehen, ihre Angebote an die Bedürfnisse einer zunehmend digitalen Gesellschaft anzupassen.
Als eine erfolgreiche Maßnahme, die Digitalisierung voranzutreiben, haben sich kommunale Apps herausgestellt. Apps können helfen, die öffentliche Versorgung effizienter, zugänglicher und bürgerfreundlicher zu gestalten – zudem bieten sie einen Kommunikationskanal zwischen Kommunen und Bürger:innen, der direkt, unmittelbar und somit auch für Krisenfälle sehr geeignet ist.
Dieser Artikel zeigt, wie digitale Lösungen, insbesondere Apps, zur Sicherstellung der Daseinsvorsorge beitragen können.
Daseinsvorsorge im digitalen Wandel
Kommunen stehen vor komplexen Herausforderungen: Der demografische Wandel führt in ländlichen Gebieten zu einer Abnahme der Bevölkerung, während die Ansprüche an kommunale Dienstleistungen steigen. Gleichzeitig müssen klimatische und wirtschaftliche Risiken bewältigt werden. Vor diesem Hintergrund wird die Digitalisierung zu einem Schlüsselwerkzeug, um Dienstleistungen effizienter und bürgerfreundlicher zu gestalten.
Die Nachfrage nach digitalen Verwaltungsangeboten ist vorhanden: Im Jahr 2020 nutzten 66% der Deutschen das Internet, um mit Ämtern und Behörden in Kontakt zu treten, Formulare zu bekommen oder Unterlagen per E-Mail zu verschicken – ein Anstieg von 16% im Vergleich zu 2010 (Brandt 2021). Und obwohl die Deutschen 2021 noch eine gewisse mangelnde Akzeptanz gegenüber eGovernment-Verfahren zeigten (Bocksch 2021), brachte die Corona-Pandemie auch hier ein Umdenken mit sich (Statistisches Bundesamt (Destatis) 2022, 57). Dieser Trend zeigt deutlich, dass sich immer mehr Menschen digitale Zugänge zu öffentlichen Dienstleistungen wünschen und auch bereit sind, diese zu nutzen. Dennoch fehlt es oft an nutzerfreundlichen und integrierten Lösungen, die diese Nachfrage bedienen können.
Wie Apps die Daseinsvorsorge unterstützen können
Apps bieten Kommunen und ihren Bürger:innen die Möglichkeit, zentrale Aspekte der Daseinsvorsorge effizienter zu gestalten und leicht zugänglich zu machen, was vor allem in Bezug auf Inklusion dringend notwendig ist. Dabei wirken Apps auf ganz unterschiedliche Weise:
- Kommunikation und Information: Eine App kann als zentrale Informationsplattform dienen, auf der wichtige Nachrichten, Notfalldienste oder lokale Veranstaltungen schnell zugänglich sind. So bleiben Bürger:innen stets über wichtige Entwicklungen in ihrer Kommune informiert.
- Interaktive Funktionen: Funktionen wie Mängelmelder oder Feedbackformulare ermöglichen eine direkte Kommunikation zwischen Verwaltung und Bürger:innen. Einwohner:innen können Probleme melden, wie zum Beispiel Straßenschäden oder defekte Straßenlaternen, und gleichzeitig den Bearbeitungsstatus verfolgen. Dies fördert Transparenz und Bürgerbeteiligung.
- Krisenmanagement: Im Ernstfall können Apps entscheidend dazu beitragen, Leben zu schützen. Über Push-Benachrichtigungen lassen sich Warnmeldungen, Evakuierungsanweisungen oder andere wichtige Informationen direkt an die Nutzer:innen senden – durch eingebundene Warndienste sowie durch die Kommune direkt.
- Effizienzsteigerung: Automatisierte Prozesse und die Integration von Datenverwaltungssystemen entlasten die Verwaltung. Statt Informationen in mehreren Kanälen getrennt zu pflegen, ermöglicht eine zentrale Plattform, Inhalte effizient zu verwalten und zu synchronisieren. Das spart Zeit und Ressourcen.
Die Inhalte, die Apps den Bürger:innen zur Verfügung stehen, sind ebenso nahezu unbegrenzt und können deshalb alle Aspekte der Daseinsvorsorge, die für eine Kommune relevant sind, abdecken.

Beispiel: Smart Village App
Eine mögliche Umsetzung dieser Ideen zeigt die Smart Village App. Sie bietet Kommunen eine modulare Plattform, die sich flexibel an lokale Bedürfnisse anpassen lässt. Funktionen wie ein Mängelmelder, ein Veranstaltungskalender und die Möglichkeit, kommunale Nachrichten direkt zu übermitteln, machen die App zu einem vielseitigen Werkzeug für die digitale Daseinsvorsorge. Gleichzeitig profitieren Bürger:innen von einem einfachen Zugang zu wichtigen Informationen und Dienstleistungen.
Herausforderungen und nächste Schritte
Bei der Digitalisierung gibt es natürlich zahlreiche Herausforderungen, die bewältigt werden müssen. Die relevantesten sind sicherlich Akzeptanz und Nutzung von eGovermnent-Methoden, Datenschutz und Finanzierung. Auch in diesen Punkten bieten Apps jedoch klare Vorteile gegenüber anderen Maßnahmen:
Nicht alle Bürger:innen sind mit digitalen Lösungen vertraut oder haben Vertrauen zu ihnen. Um alle ins Boot zu holen und die Akzeptanz zu erhöhen, bedarf es Aufklärungskampagnen und Schulungsangebote. Aufgrund der weiten Verbreitung von Smartphones und Apps ist die Hemmschwelle hier jedoch erfahrungsgemäß geringer als bei anderen Plattformen. Lokale Angebote wie Digitallotsen oder entsprechende Ansprechpersonen in den Bürgerbüros können zudem bei der Einrichtung helfen und gleichzeitig über die persönliche Ebene Vertrauen schaffen.
Die Sorge um den Schutz personenbezogener Daten ist groß. Apps müssen daher höchste Standards einhalten, um das Vertrauen der Nutzer:innen zu gewinnen. Eine gute und transparente App bietet den Vorteil, dass Einstellungen jederzeit angepasst und individualisiert werden können, was das Vertrauen der Nutzer:innen steigert. Zudem wird Tracking entweder gar nicht erst eingebunden oder kann direkt zu Beginn deaktiviert werden. Diese Optionen sind übersichtlich dargestellt und leicht zu finden – und somit denkbar einfach zugänglich.
Gerade kleinere Kommunen stehen vor finanziellen Hürden, wenn es um die Entwicklung und Implementierung digitaler Lösungen geht. Je nach Konzeption ist eine App jedoch eine sehr günstige und trotzdem nachhaltige Maßnahme zur Digitalisierung: Anwendungen, die auf Open-Source-Code basieren, ermöglichen eine Anpassung ohne großen Entwicklungsaufwand, was die Preise erheblich senkt. Ist der Aufbau zudem noch modular, kann eine App, die individuell auf eine Kommune passt, binnen kurzer Zeit zusammengestellt und gestartet werden – ohne zusätzliche Kosten. Auch sind viele Digitalisierungsprojekte förderfähig, sodass in Kombination mit fachgerechter Beratung und Anleitung hier mit wenig finanziellem Aufwand ein großer Schritt getan werden kann.
Fazit
Die Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern ein essenzieller Bestandteil moderner Daseinsvorsorge. Sie hilft Kommunen, effizienter zu arbeiten, und stellt sicher, dass Bürger:innen leichter auf wichtige Dienstleistungen zugreifen können.
Apps spielen hierbei eine zentrale Rolle. Sie verbinden Verwaltung und Einwohner:innen auf eine Weise, die Transparenz und Bürgerfreundlichkeit fördert. Der Weg zur digitalen Daseinsvorsorge ist zwar mit Herausforderungen verbunden, doch die Vorteile überwiegen deutlich. Es ist an der Zeit, diesen Weg aktiv zu gestalten und die Chancen der Digitalisierung zu nutzen.
Kontakt
Dr. Jennifer Fest
Smart Village Solutions SVS GmbH
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Leiterin Marketing & Unternehmenskommunikation
Quellen
- Bocksch, R. (2021, Oktober 20). Akzeptanz von E-government steigt nur langsam. Statista. https://de.statista.com/infografik/26004/e-government-nutzung-im-dach-raum/
- Brandt, M. (2021, April 20). So verbreitet ist E-Government in der EU. Statista. https://de.statista.com/infografik/1669/e-government-nutzung/
- Bundestag, Fachbereich Verfassung und Verwaltung. (2024). Daseinsvorsorge. Begriff und Rechtsgrundlagen. https://www.bundestag.de/resource/blob/1013810/b600c65d9eff3e5f3eef1214a957ed04/WD-3-059-24-pdf.pdf
- Statistisches Bundesamt (Destatis) (Hrsg.). (2022). WISTA – Wirtschaft und Statistik, Ausgabe 1/2022. WISTA – Wirtschaft und Statistik, 74(1). https://hdl.handle.net/10419/250081